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Allergiediagnostik

Wie funktioniert eine Ausschlussdiät bei Hunden und Katzen?

Viele Hunde- und Katzenbesitzer haben den Verdacht, dass ihr Tier bestimmte Futtermittel nicht verträgt. Um der Sache auf den Grund zu gehen, gibt es nur eine Möglichkeit: eine konsequente Ausschlussdiät über mehrere Wochen. Was Sie dabei beachten sollten, lesen Sie hier.

Erstellt am: 8. Februar 2013 - Aktualisiert am: 20. Februar 2024 von Dr. Hölter Tierärzteteam
zwei Hunde und eine Katze fressen ihr Futter

In diesem Beitrag wollen wir Ihnen ganz praktische Tipps geben, worauf Sie achten müssen, um mit der Ausschlussdiät Erfolg zu haben. Medizinische Hintergrundinfos zur Diagnostik und Ernährung bei Futtermittelallergien und -unverträglichkeiten finden Sie auch in unserer Tierkrankheitenrubrik: Futtermittelallergien und -unverträglichkeiten bei Hunden.

Der Artikel ist auch für Katzenbesitzer interessant, da die Ernährungsprinzipien dieselben sind.

Weshalb ist eine Ausschlussdiät die einzige Möglichkeit, eine Futtermittelintoleranz zu diagnostizieren?

Reicht nicht auch ein Allergietest?

Für eine Ausschlussdiät sprechen zwei Hauptgründe:

  1. Die überwiegende Zahl der Unverträglichkeitsreaktionen beruht nicht auf einer echten allergischen Reaktion und lässt sich deshalb auch nicht mit einem Allergietest diagnostizieren. Die Tiere zeigen zwar (fast) dieselben Symptome wie bei einer echten Allergie, doch beruht das Problem nicht auf einer überschießenden Reaktion des Immunsystems, sondern auf anderen Mechanismen. Deshalb spricht man oft zusammenfassend von "Futterunverträglichkeiten" oder "Futterintoleranzen".
  2. Ein Allergietest (Bluttest oder Hauttest) kann helfen, Substanzen zu identifizieren, auf die das Immunsystem allergisch reagiert. Allerdings sagt eine Reaktion im Allergietest nichts über die Stärke der Symptome aus, die dieser Stoff tatsächlich verursacht und es könnten noch zusätzliche Unverträglichkeiten bestehen. Genauso ist es übrigens auch bei Menschen mit Nahrungsmittelallergien.
    Ein Beispiel: Eine Katze reagiert vielleicht im Allergietest sehr stark auf Ei und etwas schwächer auf Rindfleisch. Trotzdem kann es sein, dass Ei oder Rindfleisch im Katzenfutter allein gar keine Allergiesymptome verursacht. Sobald jedoch beide Allergene im Futter vorhanden sind, beginnen die Probleme, weil die Toleranzschwelle der Katze überschritten ist.

Ein Allergietest ist also durchaus sinnvoll, um eine Unverträglichkeit von einer echten Allergie zu unterscheiden (gegen die man desensibilisieren könnte) und um z.B. geeignete Zutaten für eine selbst gekochte Ausschlussdiät auszuwählen. Allein reicht der Allergietest zur Diagnostik jedoch nicht aus.

Was muss ich wissen, bevor ich mein Tier auf eine Eliminationsdiät setze?

Das Wichtigste, was Sie vor Beginn wissen müssen, ist:

Der Erfolg der Prozedur hängt zu 100 % von Ihnen ab!

Sie und Ihr ganzes Umfeld — Familie, Freunde, Nachbarn, einfach alle Menschen, die mit Ihrem Tier Kontakt haben — müssen voll und ganz hinter der Ausschlussdiät stehen und sie für mehrere Wochen kompromisslos durchziehen. Jedes noch so winzige "Schwach werden" kann alle Bemühungen mit einem Mal zunichte machen.

Aber keine Angst: das Ganze dauert nur ein paar Wochen ...

Wie lange müssen wir die Ausschlussdiät durchziehen?

Grob gesagt, dauert eine Eliminationsdiät ein wenig länger als die Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern — in der Regel etwa acht bis zehn Wochen.

Innerhalb der ersten zwei bis drei Wochen sollte sich bereits eine Besserung von Juckreiz und/oder Durchfall zeigen. Trotzdem sollten Sie die Diät noch mehrere Wochen beibehalten, um den Organismus einmal wirklich zur Ruhe kommen zu lassen. Bei hartnäckigen Hautentzündungen kann es beispielsweise bis zu zwölf Wochen dauern, bis sich die Haut beruhigt und regeneriert hat.

Welche kommerziellen Futtermittel eignen sich für eine Eliminationsdiät?

Am besten geeignet ist eine sogenannte hydrolysierte Diät. Alle in einem solchen Allergikerfutter enthaltenen Eiweiße sind so klein aufgespalten, dass sie vom Immunsystem nicht mehr erkannt werden, also auch keine allergische Reaktion auslösen können. Auch alle weiteren Bestandteile solcher Allergikerdiäten sind so aufgereinigt, dass sie nicht mit Eiweißspuren kontaminiert sind (z.B. darf kein Fischeiweiß im Fischöl sein). 

Sehr gut geeignet sind beispielsweise:

Wichtig ist, dass Sie solche Allergikerfutter luftdicht verschlossen lagern und nicht in der Nähe von anderen Lebensmitteln, damit keine Vorratsmilben (Futtermilben) einwanderen können, auf die viele Hunde und Katzen allergisch reagieren. Wenn Sie mehrere Tiere haben, sollten Sie Ihren Allergiker immer zuerst füttern und Näpfe, Futterbecher, Futterbeutel oder Ähnliches täglich reinigen.

Zum Thema Futtermilben finden Sie Näheres unter: Welches Futter ist milbenfrei und wie muss man es lagern?

Was ist bei selbst gekochten Allergikerdiäten zu beachten?

Wenn Sie die Ausschlussdiät selbst kochen möchten, lassen Sie sich bitte ein geeignetes Rezept von Ihrem Tierarzt geben und beachten Sie bei der Zubereitung bitte Folgendes:

  • Wenn Sie ein spezielles Fleisch (z.B. Pferdefleisch) besorgen, sollten Sie sicher sein können, dass es nicht mit Fleisch von anderen Tierarten in Berührung gekommen ist.
  • Es sollte sich um hochwertiges Fleisch handeln, nicht um Reste oder Fleischabfälle, die viele Sehnen und anderes Bindegewebe enthalten und dadurch schwer verdaulich sind.
  • Auch bei der Zubereitung dürfen die Zutaten nicht mit anderen Lebensmitteln in Berührung kommen (z.B. weil Sie vorher auf demselben Schneidebrett Ihr Schnitzel geschnitten haben).
  • Bitte lassen Sie bei der Zubereitung dasselbe Maß an Hygiene walten als ob Sie für sich selbst kochen.
  • Lassen Sie Reis, Kartoffeln oder Nudeln, die als Kohlenhydratquelle dienen, etwas länger kochen als Sie es für sich selbst tun würden. Dann sind sie für Ihren Hund bzw. Ihre Katze leichter verdaulich.

Viele Tierbesitzer bleiben beim Selbstkochen, wenn die Ausschlussdiät Erfolge zeigt. Spätestens nach Ablauf der 8 Wochen Eliminationsdiät gilt jedoch:

Langfristig müssen Sie einer selbst gekochten Diät auf jeden Fall täglich Vitamine und Mineralstoffe zusetzen, um ernste Mangelerscheinungen zu vermeiden!

Achten Sie bei der Auswahl darauf, dass solche Nahrungsergänzungen für Futterallergiker geeignet sind. Sonst laufen Sie Gefahr, wieder allergische Reaktionen zu provozieren. Sehr gut geeignet ist z.B.:

Am besten lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt die optimale Ration mit der richtigen Menge an Vitamin-Mineralstoff-Ergänzung berechnen.

Selbstgekochte Allergikerdiäten sind in der Regel ballaststoffarm, sodass manche Tiere nach der Futterumstellung unter Verstopfung leiden. in diesen Fällen sollten Sie Ballaststoffe ergänzen, z.B. durch Gabe von

Muss man am Ende der Eliminationsdiät wirklich einen Provokationstest machen?

Ja, das empfehlen alle Allergologen, auch im Humanbereich. Eine Ausnahme macht man nur bei lebensgefährlichen anaphylaktischen Reaktionen, wie sie z.B. bei Erdnussallergikern häufiger vorkommen. Bei Hunden und Katzen besteht diese Gefahr jedoch im Normalfall nicht.

"Provokationstest" heißt, dass Sie nach der Ausschlussdiät gezielt wieder das Futter oder den Futterbestandteil füttern, den Sie für die Symptome verantwortlich gemacht haben. Tritt eine Überempfindlichkeitsreaktion auf, haben Sie den Schuldigen endgültig identifiziert.

Viele Tierbesitzer scheuen den Provokationstest, weil sie froh sind, dass mit der Eliminationsdiät endlich einmal Ruhe eingekehrt ist. Das ist natürlich verständlich, doch ist die Diagnose ohne Provokation nicht abgeschlossen und Sie müssen das Allergikerfutter "auf Verdacht" weiterfüttern. 

Der Provokationstest eröffnet Ihnen die Chance, wieder auf ein hochwertiges normales Futter oder auf eine "Single Protein Diät" für Allergiker zu wechseln. Das ist nicht nur kostengünstiger für Sie, sondern kann auch wichtig werden, falls Ihr Tier später einmal weitere Gesundheitsprobleme entwickelt, die einen Futterwechsel nötig machen (z.B. Zuckerkrankheit, Übergewicht, Nierenprobleme etc.).

Darf mein Tier während der Eliminationsdiät wirklich gar nichts anderes zu fressen bekommen?

Hund und Katze sollten tatsächlich überhaupt nichts anderes zwischen die Zähne bekommen als die Allergikerdiät. Das bedeutet:

  • keine Kauknochen oder andere Kauartikel
  • keine "normalen" Leckerlies (Alternativen siehe unten)
  • keine aromatisierten Tabletten (z.B. Entwurmungsmittel)
  • keine Tischreste oder Krümel vom Boden
  • kein Futter anderer tierischer Hausgenossen 
  • keine Ergänzungsfutter, Futterzusätze bzw. Nahrungsergänzungen (abgesehen von hypoallergenen Vitamin-Mineralstoff-Ergänzungen falls Sie selbst kochen)
  • keine Zahnpflegeartikel (Zahnpasta, Spülung, Kauknochen o.Ä.) mit Fleischaroma

Fall Ihr Tier aus medizinischen Gründen Medikamente oder Nahrungsergänzungen benötigt, besprechen Sie bitte mit Ihrem Tierarzt, ob Sie diese weitergeben sollten oder nicht. Bitte setzen Sie Medikamente keinesfalls eigenmächtig ab!

Wenn in Ihrem Haushalt andere Tiere, kleine Kinder oder nebenan spendable Nachbarn wohnen, wenn Ihr Tier unbeaufsichtigt Freigang hat oder auf dem gemeinsamen Spaziergang blitzschnell jeden Müll verschlingt, ist es eine große Herausforderung, die Ausschlussdiät tatsächlich konsequent durchzuhalten.

Am besten halten Sie anfangs Kriegsrat mit allen beteiligten Personen, um eine Strategie zu entwickeln, wie Sie Ihren Patienten am besten von unerwünschten Nahrungsquellen fernhalten.

Ich möchte meinem Tier trotz Ausschlussdiät Belohnungshappen geben. Gibt es Leckerlis für Allergiker?

Leider ist der Markt da sehr übersichtlich. In unserem Shop finden Sie für Hunde:

Sie können natürlich einen Teil des Trockenfutters als Belohnung aus der Hand füttern oder Sie können aus hypoallergenem Feuchtfutter Leckerlis backen.

      

Dr. Hölter wünscht Ihnen viel Erfolg bei der Eliminationsdiät!

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