Tierarztwissen: Welpenblog Nr. 05: Die erste Woche im neuen Zuhause
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Welpenblog Nr. 05: Die erste Woche im neuen Zuhause

Vom Staubsauger bis zum Elbstrand samt Brandung —— Woody sammelt jede Menge neuer aufregender Eindrücke. Auch für den Rest der Familie ist von Alltag noch wenig zu spüren. Unsere neuen Gesprächsthemen heißen jetzt Stubenreinheit, Durchschlafen und Sozialisierung  ...

Erstellt am: 25. Juni 2012 - Aktualisiert am: 16. Juni 2021 von Dr. Hölter Tierärzteteam
Wachtelhund-Welpe Woody am Elbstrand
Woody an der Elbe.

Wohlweislich haben wir uns für die erste Woche mit Woody Urlaub genommen, um ihn in Ruhe eingewöhnen zu können und so etwas wie eine neue Alltagsroutine zu entwickeln. Tatsächlich vergehen diese ersten Tage dank immer neuer Eindrücke wie im Flug.

Stubenreinheit und Durchschlafen

Der kleine Welpe bestimmt unseren Rhythmus ähnlich wie ein Säugling und das Tag und Nacht. Schläft er, haben wir Zeit für andere Dinge. Wird er wach heißt es zuerst: schnell ab nach draußen ins grüne Gras, damit kein Malheur im Haus passiert. Auch nach dem Fressen und nach dem Spielen lassen wir Woody mit dem Kommando "Geh pullern!" auf ein eingezäuntes Stück Rasen im Vorgarten. Ziemlich oft stehen wir uns dort vergeblich ein paar Minuten lang die Beine in den Bauch. Doch dafür schaffen wir es innerhalb weniger Tage und ganz ohne Malheur, Woody stubenrein zu bekommen.

Inzwischen verrichtet er sein Geschäft tatsächlich auf Kommando und meldet sich falls der Bauch doch mal drückt. Das etwas ungewöhnliche Pullerkommando haben wir übrigens gewählt, weil wir das Wort "Pullern" normalerweise nicht verwenden —— sicher ist sicher, schließlich wollen wir keine Missverständnisse provozieren ...

Mit dem Durchschlafen läuft es nicht ganz so reibungslos, obwohl wir alles genau nach Lehrbuch machen: Woody schläft nachts in seiner Hundebox und die ist zu. Er kann sein Lager also nicht verlassen, um sein Geschäft zu verrichten und muss sich zwangsläufig melden, wenn es dringend wird. Herrchen übernimmt aufopfernd die nächtliche Welpenbetreuung und schläft direkt neben Woody, sodass keine Einsamkeit aufkommen kann.

Trotz der ersten vorbildlichen Nacht, in der er von 23:00 bis 6:30 durchschlief, wird Woody aber in den ersten Wochen konsequent gegen vier Uhr wach und jault. Dabei schlafen zumindest seine beiden Schwestern schon längst die Nacht durch. Warum nicht auch Woody? Hätten wir vielleicht doch eine Hündin nehmen sollen? Oder sollen wir ihn einfach mal ignorieren?

Es dauert eine Weile bis wir begreifen, dass Woody schlichtweg vom Zeitungsausträger geweckt wird und der Meinung ist, dass der Tag beginnt sobald die Zeitung da ist. Glücklicherweise begreift schließlich auch unser Hundewelpe, dass außer Tür auf und einem brummeligen "Geh pullern!" zu so früher Stunde wirklich nichts passiert.

Sozialisierung: Kinder und Co

Woody steckt gerade mitten in der sogenannten Sozialisierungsphase. Sein kleines Hundehirn ist so aufnahmefähig wie niemals wieder in seinem Hundeleben und natürlich soll er jetzt möglichst viele positive Erfahrungen machen. Alles was Woody während dieser Phase in positiver, entspannter Atmosphäre kennen lernt —— Kinder, Katzen, ferngesteuerte Autos ...— wird ihn als erwachsenen Hund ebenfalls nicht beunruhigen.

Unsere Aufgabe besteht in der ersten Woche hauptsächlich darin dafür zu sorgen, dass Woody nicht überfordert wird, denn Trubel gibt es in einer Familie mit kleinen Kindern für den Anfang genug. An neuen, spannenden Eindrücken mangelt es wirklich nicht, zumal unsere Kinder im Kindergarten beliebter sind als je zuvor und täglich Spielbesuch zu uns kommen möchte.

Da ist unsere ganze Aufmerksamkeit gefordert, um einerseits den Hundewelpen vor experimentierfreudigen Kindern und andererseits die Kinder vor spielerisch zuschnappenden Welpenzähnchen zu schützen. Beide Seiten sollen lernen, mit dem Verhalten des anderen umzugehen und da gibt es anfangs einige Verständigungsprobleme. Noch findet zum Beispiel Woody, dass die Schreckreaktion unseres Jüngsten —— Arme hochreißen und losquietschen —— ein prima Signal zum Anspringen ist.  

Wussten Sie, dass die meisten Hundebisse bei Kindern durch den eigenen Familienhund entstehen? Damit es nicht so weit kommt, hilft zum Beispiel "Der Blaue Hund" dabei, Kindern den gefahrlosen Umgang mit dem Vierbeiner zu vermitteln. Andererseits sollten Sie dafür sorgen, die Beißhemmung Ihres Hundewelpen zu festigen. Tipps wie Sie das am besten Anstellen finden Sie zum Beispiel in dem Buch "Grunderziehung für Welpen" von Anton Fichtlmeier.

Woodys erweist sich im Familientrubel einmal mehr als erfreulich nervenstark, andererseits aber auch als etwas penetrant: zeigen wir ihm unseren Unmut über sein Verhalten, beeindruckt ihn selbst großer Theaterdonner nur kurzfristig.

Immerhin erlaubt uns seine Gelassenheit, schon gegen Ende der ersten Woche einen Ausflug zum Elbstrand zu wagen. Woody findet Sand und Wasser spitze, nur als ein Containerriese für richtige Brandung sorgt, sucht er kurz das Weite. Wir treffen am Strand sogar zwei Welpen zum Toben. Kein Wunder, dass unseren jungen Welpen kurz darauf an Ort und Stelle die Müdigkeit übermannt ...