Tierarztwissen: Welpenblog Nr. 06: Welpenfütterung
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Welpenblog Nr. 06: Welpenfütterung

Wie die meisten Hundewelpen ist auch Woody ein Nimmersatt: Was immer ihm vor die Schnauze kommt wird sofort verschlungen: von Hundefutter über Kaninchenköddel bis hin zu Schuhbändern, Bonbonpapier und vielem mehr, was eigentlich nicht in den Welpenmagen gehört. Gesunde Ernährung? Ist ihm völlig schnurz. Uns glücklicherweise nicht, deshalb möchten wir Ihnen in diesem Blog einige Praxistipps zur Welpenernährung geben.

Erstellt am: 26. Juni 2012 - Aktualisiert am: 3. Februar 2022 von Dr. Hölter Tierärzteteam
Wachtelhundwelpen fressen Trockenfutter

Tipp 1: Cool bleiben

Wer mit einem Welpen an der Leine das Haus verlässt, wird unweigerlich mit gut gemeinten Ratschlägen von Passanten überschüttet. So geht es auch uns mit Woody. Wir scheinen von lauter Experten in Sachen Hundeerziehung und Hundeernährung umgeben zu sein — und jeder sagt uns etwas anderes. Mal geht es angeblich keinesfalls ohne Fleischwurst bei der Hundeerziehung, mal sollen wir unbedingt BARFen, je nachdem, wen wir gerade treffen.

Jedenfalls scheint das Thema bei vielen Hundehaltern starke Emotionen zu wecken. Klar, schließlich wollen wir alle nur das Beste für unsere Hundewelpen und es geht ja auch um viel: Was Sie während des Wachstums bei der Welpenernährung falsch machen, kann Sie ein ganzes Hundeleben lang verfolgen.

Im Wirrwarr der Hundeernährungsmythen hilft nur, gelassen zu bleiben und nicht alles zu glauben. Sie haben mit Ihrem Welpen und seiner Erziehung ohnehin alle Hände voll zu tun, auch wenn Sie seine Ernährung nicht zur Glaubensfrage erheben und sich nicht stundenlang in die Küche stellen.

Es gibt hervorragende Welpenfutter auf dem Markt, die Ihnen eine artgerechte und bedarfsgerechte Welpenernährung einfach machen. Ein schlechtes Gewissen, weil Sie "nur Fertigfutter" geben, ist unnötig. Wenn Sie bei der Futterwahl auf Qualität achten (zum Beispiel von anerkannten Herstellern wie Royal Canin oder Hills), füttern Sie Ihrem Welpen eine so leicht verdauliche Kost, dass sie als Schonkost gilt, die Sie sogar bei leichtem Durchfall weiter füttern können.

Unsicher, welchem Ratschlag Sie glauben können? Fragen Sie am besten einen echten Experten in Sachen Tierernährung: einen Tierarzt! Gerne auch Dr. Hölter: per e-Mail oder unter 04141-3103.

Tipp 2: Erst einmal weiter so

Die ersten, die Ihnen erzählen, wie Sie Ihren Welpen ernähren sollten, sind in der Regel die Züchter und in den ersten ein bis zwei Wochen brauchen Sie nichts anderes zu tun als ihrem Beispiel zu folgen. Nach der Devise "weiter so" füttern Sie am besten das, was die Züchter den Welpen gefüttert haben. Es sei denn natürlich Ihr Welpe kränkelt, kümmert oder das Futter erscheint Ihnen allzu obskur, dann ist wieder Ihr Tierarzt gefragt.

Auf diese Art und Weise haben der noch unreife Verdauungstrakt und das wenig trainierte Immunsystem Ihres Welpen zunächst die nötige Ruhe, den radikalen Wechsel ins neue Zuhause zu bewältigen.

Tipp 3: Auf Qualität achten

Woodys Züchter haben uns großzügig mit einem guten Welpenfutter versorgt, das Woody gern frisst. Nach zwei Wochen beginnen wir trotzdem, ihn langsam auf das Welpenfutter Royal Canin Junior Digest & Skin umzustellen. Zum Einen weil es besondere Nährstoffe enthält, die eine gesunde Entwicklung von Verdauungstrakt und Darmflora fördern und wir wissen: Durchfall ist eines der häufigsten Probleme bei Junghunden. Zum anderen weil es Hautproblemen vorbeugt und leider zeigt Woody schon mit zarten acht Wochen, dass hier sein Schwachpunkt liegt. Er kratzt sich recht häufig und seine Ohren müffeln etwas: typische Anzeichen drohender chronischer Hautprobleme.  

Bei der Futterumstellung gehen wir langsam vor, um Woodys Magen-Darm-Trakt nicht zu überfordern und keinen Durchfall zu provozieren: Am ersten und zweiten Tag mischen wir ein Viertel Royal Canin Junior unter das gewohnte Futter, am dritten und vierten Tag gibt es halb und halb, am fünften und sechsten Tag drei Viertel Royal Canin Junior und ein Viertel vom alten Futter und schließlich am siebten Tag ausschließlich Royal Canin Junior. Woody findet es super und verträgt die Umstellung problemlos.

Mehr darüber, woran Sie ein gutes Aufzuchtfutter erkennen und wie Sie bei der Futterumstellung vorgehen sollten, finden Sie im Beitrag: Die beste Ernährung für Hunde im Wachstum.

Tipp 4: Weniger ist mehr

Der häufigste Fehler bei der Welpenfütterung ist eine Überversorgung mit Energie und Nährstoffen. Die Folge können im späteren Hundeleben Skeletterkrankungen und Übergewicht sein. Und das Fatale ist, dass Sie Ihrem Junghund die Überfütterung erst einmal nicht ansehen, denn er wird keinen Babyspeck ansetzen, sondern einfach schneller wachsen!

Wiegen Sie deshalb das Futter für Ihren Hundewelpen täglich ab und geben Sie nur die für sein Alter und seine Größe empfohlene Futtermenge.

Bei Woodys Fütterung helfen uns die Mengenangaben auf den Futtersäcken anfangs allerdings nur bedingt weiter. Für Hunde mittelgroßer Rassen (ca. 10 bis 30 kg) wird bei der Futtermenge jeweils eine große Spanne angegeben. Was also tun? Wir hatten glücklicherweise eine Kalorienbedarfstabelle für Hunde im Wachstum aus einem Fachbuch zur Hand und konnten uns daran genauer orientieren. So etwas hat eigentlich jeder Tierarzt, also fragen Sie im Zweifel in Ihrer Tierarztpraxis nach.

Zur Orientierung (nach Meyer, Zentek: Ernährung des Hundes, 6. Aufl., Enke Verlag):

  • Ein Hund, der als erwachsenes Tier 10 kg wiegen wird, benötigt im zweiten Lebensmonat täglich 200,6 kcal umsetzbare Energie (ME)pro kg aktuellem Gewicht, im dritten Lebensmonat täglich 176,7 kcal/kg.
  • Ein Hund, der als erwachsenes Tier 20 kg wiegen wird, benötigt im zweiten Lebensmonat täglich 186,3 kcal umsetzbare Energie pro kg aktuellem Gewicht, im dritten Lebensmonat täglich 169,6 kcal/kg.

Außerdem erstellten wir für Woody eine Wachstumskurve; auch das können die meisten Tierärzte für Sie erledigen. Am genauesten lässt sich das Wachstum Ihres Welpen vorhersagen, wenn Sie die Gewichte der Elterntiere kennen. 

Wenn Sie ein gutes Futter gefunden haben, sollten Sie dabei bleiben, denn zu viel Abwechslung im Futternapf verkraftet der noch unreife Magen-Darm-Trakt nur schlecht. Wer viel variiert, hat unter Umständen später auch Probleme, ein verträgliches Futter zu finden, falls der Hund mal Futtermittelallergien entwickelt.

Tipp 5: Auch Snacks und Kauartikel haben Kalorien

... und das nicht zu knapp, wie uns Woody bewies: Um seinen unermüdlichen Knabbertrieb zu stillen gaben wir ihm an drei etwas hektischen Tagen jeweils ein Stück getrockneten Pansen und knabsten offenbar nicht genug von seiner Futterration als Ausgleich ab.

Die Folge war ein Ausreißer nach oben in Woodys Wachstumskurve. Innerhalb von zwei Wochen legte er fast zwei Kilogramm Gewicht zu und schoss förmlich in die Länge. Das hätten wir uns eigentlich denken können, denn schon 40 g getrockneter Rinderpansen haben laut Royal Canin Kalorientabelle 164 kcal, also in etwa den Kaloriengehalt eines Mars Schokoriegels, was für einen 7 kg schweren Welpen schon ein ziemlicher Hammer ist. Jetzt wissen wir also wieder, wie schnell das mit dem Überfüttern wirklich geht ...

Fazit: Kauartikel ja, aber nicht ständig (auch wenn es so schön einfach ist, die Welpen damit zu beschäftigen)! Und wenn, dann müssen Sie eine kalorienmäßig dem Snack entsprechende Futtermenge von der täglichen Futterration abziehen.

Übrigens werden Sie bestimmt in manchen Hundeschulen zu hören bekommen, dass die Welpenerziehung mit Leckerchen wie Fleischwurst und Käse am besten klappt. Das mag zwar stimmen, bringt aber das Nähr- und Mineralstoffgleichgewicht völlig durcheinander. Sinnvoller ist es, das Welpenfutter zur Belohnung einzusetzen.

Auch Woody bekommt zwar ab und zu etwas Fleischwurst als Belohnung, aber nur als Jackpot, wenn es an kniffelige Aufgaben wie zum Beispiel das erste Apportieren von Wild geht. Damit er solch eine besonders tolle Beute nicht für sich beansprucht, bekommt er sicherheitshalber tatsächlich etwas würzige Fleischwurst zum Tausch.

Tipp 6: "Nein!" heißt Nein!

Das gehört vielleicht auf den ersten Blick nicht zum Thema Fütterung, aber: Woody ist eindeutig der Typ Staubsauger. Er versucht alles herunterzuwürgen, was irgendwie interessant riecht und vieles davon finden wir völlig inaktzeptabel. Plastikspielzeug und Plastikverpackungen jeglicher Art zum Beispiel, gammeligen Müll oder (sehr beliebt) Aas, je stinkender desto besser.

Um Woody vor dem sicheren Tod, einer Bauch-OP oder heftigem Durchfall zu bewahren, brauchen wir deshalb ein Nein-Kommando, das er jederzeit bedingungslos akzeptiert. Bewährt hat sich, ganz früh mit dem Auftrainieren des Nein-Kommandos anzufangen. Spielerisch können Sie beispielsweise den Anfang machen, indem Sie ein Leckerli auf Ihre geöffnete Handfläche legen und wenn Ihr Welpe es nehmen will, schließen Sie mit einem deutlichen "Nein!" Ihre Hand. Das wiederholen Sie ein paar Mal und sobald der Winzling akzeptiert, dass er nicht an das Leckerli darf, loben Sie ihn freundlich. Mit einem Kommando "Nimm!" o.Ä. darf er sich die Belohnung für sein Zurücknehmen dann aus Ihrer Hand holen. So lernen Welpen ziemlich schnell, was es mit dem Wörtchen Nein auf sich hat.

Wichtig beim "Nein!" ist, dass Tonlage und Körpersprache ebenfalls eindeutig Nein signalisieren. Ein halbherziges oder freundliches Nein wird Ihr Hundewelpe nicht verstehen. Wenn Sie sich Sorgen machen, dass ein unfreundlich gebrülltes Nein Ihren Welpen verunsichert: Keine Sorge, solange Sie die Intensität seinem Temperament anpassen und immer eine freundliche Bestätigung folgt, sobald er tut, was Sie von ihm wollen, sind Sie für Ihren Hund eindeutig zu verstehen und geben ihm Sicherheit weil er weiß, woran er ist. Lässt der Hund also erschrocken den toten Frosch oder was auch immer er gerade herunterschlingen wollte fallen, vergessen Sie Ihren Ekel, signalisieren Sie sofort mit einem freundlichen "Ja!", dass er sich richtig verhalten hat, locken Sie ihn freundlich zu sich und belohnen Sie evtl. mit einem Leckerli, dann schmerzt der Verlust der leckeren Beute nicht mehr so arg, schließlich gab es ja was Leckeres dafür. Sind Ihre Nerven stark genug und wollen Sie einen apportierfreudigen Hund, können Sie den Welpen natürlich auch direkt zum Tausch Futter gegen Beute motivieren, aber Aas in die Hand zu nehmen ist sicher nicht Jedermanns Sache ...

Hinterherschimpfen wenn der Hund seine eklige Beute schon fallengelassen hat (wie wir Menschen es so gerne tun) würde übrigens nur Verwirrung stiften, weil ihr Azubi dann denkt, er würde für das Fallenlassen der Beute bestraft.

Ja, Hundeerziehung hat auch etwas mit Selbstdisziplin zu tun und wenn wir unseren Ärger mal wieder hinunterschlucken, um freundlich lächelnd unseren Rabauken heranzurufen, fragen wir uns manchmal, wer hier eigentlich wen zu eindeutiger Kommunikation erzieht ...

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