Arthrose
Chronische Gelenkerkrankungen bei Katzen
Was ist Arthrose? Was ist Arthritis?
Als Arthrose (auch Osteoarthrose) bezeichnet man Verschleißerscheinungen an Gelenken aufgrund von chronischen Gelenkerkrankungen. In arthrotischen Gelenken findet man Schäden am Gelenkknorpel, überschießendes Knochengewebe, eine verdickte Gelenkkapsel und Veränderungen der Gelenkschmiere. Diese degenerativen Veränderungen, die Ausdruck fehlgeschlagener Reparaturversuche des Organismus sind, schränken die Funktion des Gelenks ein und führen zu Gelenkschmerzen.
Eine Arthritis ist eine Gelenkentzündung (akut oder chronisch), die oft zu bleibenden Schäden an Gelenkstrukturen führt, sprich zu Arthrose. Arthritis kann die verschiedensten Ursachen haben, zum Beispiel kann eine bakterielle Infektion Arhtritis auslösen (z.B. Borreliose) oder auch eine Immunerkrankung (z.B. Rheuma). Eine besonders häufige Ursache der Arthritis ist allerdings ein Knorpelschaden, denn die dabei frei werdenden Knorpelbestandteile werden vom Immunsystem fälschlicherweise als Fremdstoffe eingestuft und mithilfe einer Entzündungsreaktion bekämpft.
Durch die Knorpelschädigung bei Arthrose kommt es also immer wieder auch zu Arthritisschüben, die das betroffene Gelenk weiter zerstören. So entsteht ein Teufelskreis aus Arthrose, Arthritis und noch mehr Arthrose ...
Im englischen Sprachraum bezeichnet man Arthrose als Osteoarthritis (OA).
Wie häufig ist Arthrose bei Katzen?
Leider ist Arthrose bei Katzen viel häufiger als man bislang dachte. Katzen sind Meister darin, Schmerzen zu verstecken und zeigen erst bei massiven Gelenkproblemen, dass etwas nicht stimmt. Röntgt man jedoch die Gelenke älterer Katzen erlebt man oft eine böse Überraschung: Neun von zehn Katzen über zwölf Jahren zeigen im Röntgenbild Anzeichen von Arthrose, häufig sogar an mehreren Gelenken einschließlich der Wirbelsäule. Nur ein Bruchteil dieser Katzen zeigt tatsächlich eine Lahmheit.
Da unsere Hauskatzen immer älter werden und Arthrose eine Verschleißerscheinung ist, nimmt auch die Zahl behandlungsbedürftiger Arthrosefälle bei Katzen immer mehr zu.
Welche Ursachen hat Arthrose bei Katzen?
Arthrose entsteht in der Regel durch eine übermäßige Belastung der Gelenke, die den Knorpel schädigt. Das kann eine absolute Überlastung durch Einwirkung starker Kräfte sein, oder eine relatvie Überlastung, wenn der Knorpel vorgeschädigt ist.
Bei Hunden ist die Überlastung des Gelenkknorpels häufig auf Gelenkfehlstellungen, spezielle Knorpelerkrankungen oder auch Unfälle (Traumata) mit Knorpelverletzungen zurückzuführen (= sekundäre Arthrose), während bei Katzen meist keine solche Ursache festzustellen ist (= primäre Arthrose).
Alles, was die Gelenke stark belastet, kann also die Entstehung von Arthrose fördern, vor allem wenn die Belastung immer wieder auftritt (beispielsweise wenn Ihre Katze täglich Sprünge aus größerer Höhe absolviert).
Übergewicht spielt als dauerhafte Belastung natürlich ebenfalls eine Rolle, und zwar eine zunehmend wichtigere, da unsere Katzenpopulation nicht nur immer älter sondern auch immer dicker wird.
Mit höherem Alter steigt das Arthroserisiko, weil der Gelenkknorpel älterer Tiere weniger elastisch und belastbar ist.
Was bedeutet die Arthrose für meine Katze?
Was die Arthrose für Ihre Katze bedeutet, ist im Einzelfall schwer zu sagen, denn vom Menschen wissen wir, dass nicht jede im Röntgenbild sichtbare Arthrose auch tatsächlich Schmerzen verursacht und dass eine geringe Bewegungseinschränkung oft gar nicht wahrgenommen wird. Allerdings ist Arthrose eine fortschreitende Erkrankung und ab einem gewissen Grad der Schädigung wird ein arthrotisches Gelenk unausweichlich Schmerzen verursachen.
Sie müssen also damit rechnen, dass Ihre Katze aufgrund von Arthrose Schmerzen leidet, auch wenn sie nicht humpelt, hinkt oder lahmt.
Vieles was wir gemeinhin auf "das Alter" schieben, beispielsweise Bewegungsunlust oder ein steifererGang, ist tatsächlich Ausdruck von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen durch Arthrose. Je nach Wetterlage sind diese Schmerzen mal mehr, mal weniger stark spürbar. Je nach Schwere der Arthrose tut es vielleicht nur bei manchen Bewegungen weh oder sogar wenn die Katze ruht. Chronische Schmerzen schränken die Lebensqualität Ihrer Katze massiv ein.
Die Bewegungseinschränkungen durch Arthrose können eine Katze daran hindern, ihr normales Sozialverhalten zu zeigen, beispielsweise sich zu putzen, Mäuse zu fangen oder ihren Status in einer Katzengruppe zu behaupten.
Woran kann ich erkennen, ob meine Katze Gelenkprobleme hat?
Wie schon erwähnt zeigen viele Katzen mit chronischen Gelenkproblemen keine Lahmheit. Arthrosebedingte Schmerzen zeigen sich häufig durch subtileVeränderungen. Die Katze
- bewegt sich langsamer und der Gang wirkt steifer
- streckt und räkelt sich seltener
- spielt nicht mehr so gern
- lässt sich nicht mehr so gern streicheln oder tragen
- zögert vor Sprüngen oder springt nicht mehr so hoch
- putzt sich seltener oder nicht mehr am ganzen Körper
- leidet evtl. unter Verstopfung oder Inkontinenz
- äußert ihr Unbehagen evtl. durch Klagelaute
Typisch bei Arthrose ist, dass die Bewegungseinschränkung oder die Lahmheit schlimmer ist, wenn die Katze geruht hat. Ist sie erst einmal in Gang gekommen, läuft sie sich ein und die Probleme lassen nach.
Leidet Ihre Katze starke Schmerzen, kann es sein, dass sie ihr Futter verschmäht, sich zurückzieht oder auch ungewohnt aggressiv ist.
Wie wird Arthrose bei Katzen behandelt?
Eine Arthrose ist zwar nicht heilbar, doch lässt sich ihr Fortschreiten durch verschiedene Maßnahmen verlangsamen und auch Sie können viel dafür tun, Ihrer Katze das Leben mit der Arthrose zu erleichtern.
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihre Katze Gelenkprobleme hat, gehen Sie bitte mit ihr zum Tierarzt. Er kann mögliche andere Schmerzursachen ausschließen, eine genaue Diagnose stellen und einen individuellen Behandlungsplan für Ihre Katze aufstellen.
Zeigt Ihre Katze bereits Schmerzen, benötigt sie auf jeden Fall eine adäquate Schmerzbehandlung mit Medikamenten, die gleichzeitig entzündungshemmend wirken (NSAID = nonsteroid antiinflammatory drugs). Wichtig ist, dass Sie die Schmerzmedikamente nicht nur an Tagen geben, an denen es "besonders schlimm" ist, sondern regelmäßig über einen längeren Zeitraum. Nur so lässt sich der Entzündungskreislauf an den Gelenken durchbrechen.
Ebenso wichtig ist:
Geben Sie Ihrer Katze niemals Schmerzmittel aus Ihrer eigenen Hausapotheke (z.B. Aspirin oder Paracetamol). Diese können für Katzen schon in geringer Dosierung tödlich sein, da sie völlig anders verstoffwechselt werden!
Zusätzlich zur Arthrosebehandlung mit Medikamenten können gelenkunterstützende Nährstoffe (DMOA = disease modifying osteoarthritis agents) die Gelenkfunktion unterstützen. Sie stellen wichtige Bausteine für den Gelenkstoffwechsel zur Verfügung.
Zu den bekanntesten gelenkunterstützenden Nährstoffen für Katzen gehören:
- die Glykosaminoglykane (GAG) Glukosamin und Chondroitinsulfat
- Omega-3-Fettsäuren, z.B. EPA und DHA
- Antioxidanzien, z.B. Vitamin E (Vitamin C, Selen, Methyl-Sulfonyl-Methan = MSM)
- Grünlippmuschelxtrakt (GLM): Die neuseeländische Grünlippenmuschel enthält einen Cocktail aus GAG, Omega-3-Fettsäuren, Aminosäuren, Vitaminen und Mineralstoffen.
Näheres zu gelenkunterstützenden Nährstoffen finden Sie in unserer Rubrik Ernährungsinfos unter "Welche Nährstoffe unterstützen die Gelenkgesundheit?"
Wie kann ich meiner Katze bei Arthrose noch helfen?
Sie können nicht nur dafür sorgen, dass Ihre Katze konsequent gegen Schmerzen behandelt wird und sie mit gelenkunterstützenden Nährstoffe füttern, sondern Ihrer Katze durch verschiedene Maßnahmen den Alltag weiter erleichtern.
Als erstes sollte Ihre Katze abnehmen, sofern sie Übergewicht hat, denn jedes überflüssige Gramm Körpergewicht belastet die angeschlagenen Gelenke um ein Vielfaches mehr. Studien konnten zeigen, dass eine Reduktion des Übergewichts die klinischen Symptome und die Wirksamkeit der Schmerzmedikamente verbessert.
Ebenso wichtig ist, dass Ihre Katze genügend Bewegung bekommt, ohne ihre Gelenke dabei zu überlasten. Für Arthrosepatienten gilt das Motto "mäßig aber regelmäßig". Das heißt, Sie sollten täglich mit Ihrer Katze spielen, sie dabei jedoch nicht animieren, von hohen Gegenständen zu springen oder Ähnliches (plötzliche Belastungsspitzen vermeiden). Wie viel Bewegung Ihre Katze verträgt, hängt von der Schwere der Gelenkerkrankung ab. Bitte lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt zu dieser Frage beraten. Auch eine spezielle Physiotherapie mit Massagen, Wärmeanwendungen und Mobilisierungstechniken ist für viele Arthrosepatienten sehr hilfreich.
Zum täglichen Wohlbefinden Ihrer Katze trägt ein warmer, zugfreier, weicher Liegeplatz sehr viel bei. Die Katze sollte nicht springen müssen, um den Liegeplatz zu erreichen. Katzen mögen zwar Liegeplätze mit Aussicht, nehmen bei Gelenkproblemen aber auch tiefer gelegene Ruheplätze meist gerne an oder freuen sich über eine "Aufstiegshilfe".
Katzen mit Gelenkerkrankungen sind in einem Haushalt mit mehreren Katzen unter Umständen Stress ausgesetzt, weil sie Schwierigkeiten haben, ihren sozialen Status in der Gruppe zu halten. Sie sollten ausreichend Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung haben.
Wie kann man Gelenkerkrankungen bei Katzen vorbeugen?
Ein gewisser Gelenkverschleiß im Alter ist normal und lässt sich nicht völlig vermeiden. Damit Ihre Katze bis ins hohe Alter fit und beweglich bleibt, können Sie jedoch einiges tun:
- Der Schlüssel zu gesunden Gelenken ist ein gesundes Wachstum. Deshalb sollten Katzenkinder ein speziell an die Ernährungsbedürfnisse in der Wachstumsphase angepasstes Katzenfutter bekommen. Mehr dazu lesen Sie im Beitrag "Die beste Ernährung für Katzen im Wachstum".
- Achten Sie darauf, dass Ihre Katze kein Übergewicht entwickelt, denn überflüssiges Gewicht belastet täglich jedes Gelenk bei jeder Bewegung.
- Achten Sie darauf, dass Ihre Katze sich täglich möglichst viel bewegt. Animieren Sie sie dabei jedoch nicht zu waghalsigen Stunts mit hohem Verletzungsrisiko.
- Bringen Sie Ihre Katze jedes Jahr zum Gesundheits-TÜV beim Tierarzt, um jegliche Erkrankungen frühzeitig erkennen zu können.
- Passen Sie die Fütterung Ihrer Katze jeweils an das Alter und die Lebensumstände an. Beispielsweise sollten Katzen bereits ab einem Alter von sieben Jahren ein Seniorfutter bekommen, das mit Antioxidanzien angereichert ist und unter anderem die Nierenfunktion schützt (z.B. Royal Canin Senior Consult Stage 1).
- Katzen, deren Gelenke starken Belastungen ausgesetzt sind, können von der Fütterung gelenkunterstützender Spezialnahrung wie Royal Canin Mobility oder Hill's j/d profitieren.
Dr. Hölter wünscht gute Besserung!