Gelenke
Grünlippmuschel und Co: Ernährung für Hunde und Katzen mit Arthrose
Für welche Hunde und Katzen sind gelenkunterstützende Nährstoffe wichtig?
Leidet Ihre Katze oder Ihr Hund bereits an einer chronischen Gelenkerkrankung wie Arthrose, sind hochdosierte gelenkunterstützende Nährstoffe ein wichtiger Teil der Therapie. Sie verbessern nachweislich die Symptome und können dazu beitragen, Schmerzmittel einzusparen.
Wenn das Tier ein erhöhtes Arthroserisiko hat, ist es jedoch ratsam, Spezialfutter oder Futterzusätze vorbeugend einzusetzen, z.B. wenn:
- das Tier hohen Belastungen ausgesetzt ist, z.B. Gebrauchshunde, Jagdhunde, Schlittenhunde.
- erblich bedingte Gelenkfehlstellungen oder Knorpelschäden vorliegen, z.B. Hüftgelenksdysplasie (HD), Ellbogendysplasie (ED) oder Osteochondrosis dissecans (OCD).
- bereits Gelenkschäden anderer Art vorliegen, z.B. durch Unfälle.
- es sich um ein sehr großes, schweres Tier handelt, z.B. um einen Hund einer Riesenrasse.
- es ins "Seniorenalter" kommt. Bei Hunden ist das je nach Rasse bereits mit 4-5 Jahren (sehr große Rassen) oder ab etwa 7 Jahren der Fall. Auch Katzen gelten ab einem Alter von 7 Jahren als Senioren und profitieren von einer an das Alter angepassten Fütterung.
- seine Bewegungsfreude spürbar nachlässt.
Welche Nähr- bzw. Wirkstoffe helfen den Gelenken?
Die heute in der Prophylaxe und Therapie von Gelenkerkrankungen eingesetzten Futterzusätze folgen hauptsächlich zwei Prinzipien:
- sie wirken entzündungshemmend und/oder
- stellen wichtige Bausteine für den Gelenkstoffwechsel dar.
Die Wirkstoffe sollen den Teufelskreis aus Gelenkentzündung und Gelenkzerstörung durchbrechen und die Regeneration von Gelenkstrukturen ermöglichen. Es ist zwar nicht möglich, bereits geschädigten Gelenkknorpel wieder herzustellen als sei nichts gewesen, doch kann das Fortschreiten der Gelenkzerstörung verlangsamt oder sogar aufgehalten und die Lebensqualität des Tieres verbessert werden.
Näheres zu Ursachen, Krankheitsbild und Behandlung chronischer Gelenkerkrankungen finden Sie in Dr. Hölters Tierkrankheiten-Rubrik unter
- Chronische Gelenkerkrankungen - Arthrose - bei Katzen
- Chronische Gelenkerkrankungen - Arthrose - bei Hunden
Glykosaminoglykane (GAG)
Die als Knorpelschutzstoffe (Chondroprotektiva) bekannten Glykosaminoglykane (GAG) sind unverzichtbare Bestandteile des Gelenkknorpels. Es handelt sich um sehr große Zuckerverbindungen, die im Knorpel mit Eiweißen zu noch größeren Gerüstrukturen (Proteoglykanen) zusammengelagert werden. Diese die Knorpelzellen umgebenden Gerüstrukturen sorgen für die Festigkeit des Knorpels und die nötige Elastizität, weil sie wie ein Schwamm große Mengen Wasser binden können.
Die am häufigsten in der Tiermedizin verwendeten GAG sind
- Glukosamin (auch als Glucosamin oder Glykosamin bezeichnet)
- Chondroitin (meist als Chondroitinsulfat)
Bei der Behandlung von Gelenkerkrankungen dienen Glukosamin und Chondroitin als Bausteine bei der Regeneration von Knorpelgewebe und hemmen (vor allem wenn beide in Kombination verabreicht werden) die Entzündungsreaktion. Dadurch verlangsamen sie die weitere Knorpelzerstörung und ermöglichen häufig eine Dosisreduzierung der Schmerzmedikamente (NSAID). Die positive Wirkung von Glukosamin und Chondroitin ist vor allem für die Prävention und die Behandlung gering- bis mittelgradiger Arthrose wissenschaftlich nachgewiesen.
Wichtig zu wissen ist, dass eine sichtbare Verbesserung erst nach mehreren Wochen Zufütterung von GAG einsetzt, in der Regel innerhalb der ersten zwei bis drei Monate. Eine langfristige, evtl. lebenslange Zufütterung der GAG ist sinnvoll. Über die nötige Dosierung von Chondroitin und Glukosamin herrscht noch keine endgültige Klarheit. Nach derzeitigem Kenntnisstand sollten Hunde mindestens 23-32 mg/kg KGW/Tag Glukosamin und mindestens 17-23 mg/kg KGW/Tag Chondroitin erhalten. Anders als bei den (weiter unten besprochenen) essenziellen Fettsäuren sind auch bei hohen GAG-Dosierungen, abgesehen von vorübergehenden leichten Verdauungsstörungen, keine Nebenwirkungen bekannt.
Das in Spezialfuttern und Nahrungsergänzungen enthaltene Glukosamin stammt aus dem Chitinpanzer von Krebstieren, während das Chondroitin aus aufgereinigtem Rinder- oder Schweinegelenkknorpel oder von Haien und Walen stammt.
Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren
Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die in die Zellmembranen der Körperzellen eingebaut werden und eine Rolle bei Entzündungsprozessen spielen.
Ziel der Fettsäurenergänzung in der Arthrosetherapie ist es, das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren in der Nahrung zugunsten der Omega-3-Fettsäuren zu verändern, da diese entzündungshemmend wirken, während Omega-6-Fettsäuren eher entzündungsfördernd sind.
Positive Effekte auf die Gelenkgesundheit sind für die Omega-3-Fettsäuren EPA (Eikosapentaensäure) und DHA (Dokosahexaensäure) belegt. Hohe Konzentrationen dieser Omega-3-Fettsäuren sind in Fischöl aus Kaltwasserfischen (z.B. Lachs, Makrele, Hering) enthalten.
Auch bei den Fettsäuren dauert es meist zwei bis drei Monate, bis ein positiver Effekt nachweisbar ist. Bei Überdosierung von Omega-3-Fettsäuren können Nebenwirkungen auftreten, vor allem Störungen der Blutgerinnung. Eine Kombination der Fettsäuren mit Antioxidanzien wie z.B. Vitamin E ist sinnvoll. Diese schützen nicht nur die Fettsäuren selbst vor dem Verderb, sondern auch den Organismus vor oxidativem Stress.
Grünlippenmuschelextrakt (GLM)
Die neuseeländische Grünlippenmuschel enthält einen für die Gelenkgesundheit förderlichen Cocktail aus
- GAGs,
- Omega-3-Fettsäuren,
- Vitaminen,
- Aminosäuren (u.a. Glutamin) und
- Mineralstoffen (Kupfer, Zink, Selen).
Neben den bekannten Wirkungen der GAGs und Omega-3-Fettsäuren scheint Grünlippmuschelextrakt noch auf bisher nicht vollständig geklärte Weise entzündungshemmend zu agieren. Studien zeigen positive Effekte von Grünlippenmuschelextrakt bei gering- und mittelgradiger Arthrose. Auch GLM zeigt in der Regel erst bei längerfristiger Anwendung von mehr als zwei Monaten deutliche Wirkung.
Methylsulfonylmethan (MSM, organischer Schwefel)
Der sperrige Name klingt nach purer "Chemie", doch Methylsulfonylmethan (MSM) ist eine natürliche organische Schwefelverbindung. Schwefel benötigt der Körper für den Aufbau so wichtiger Dinge wie Knorpel, Gelenkschmiere, Sehnen, Bänder und Co. Darüber hinaus hat MSM jedoch sowohl entzündungshemmende als auch antioxidative Eigenschaften und zeigte in zalhreichen Studien eine positive Wirkung auf arthrotische Gelenke. Menschen mit entzündeten, arthrotischen Gelenken spürten beispielsweise eine Schmerzlinderung, ihre Gelenke waren weniger geschwollen und beweglicher. Untersucht wurden (bei Menschen) auch Kombinationen von MSM mit Glukosamin, Chondroitin, Weihrauch-Extrakt und/oder Kollagen-Typ II (alle auch enthalten in Dr. Hölter Pro Agility). Dabei zeigte sich jeweils eine deutliche Steigerung der positiven Effekte von MSM auf arthrotische und arthritische Gelenke.
Prophylaktisch gegeben, konnte MSM bei Tieren die Entwicklung von Knorpelschäden nach einem Kreuzbandriss reduzieren und bei Marathonläufern den durch die starke Anstrengung entstehenden oxidativen Stress mildern, sodass sie sich schneller erholten und weniger Muskelkater hatten.
Kurkuma (Curcumin)
Kurkuma ist nicht nur ein Bestandteil von Curry und färbt Lebensmittel hübsch gelb, sondern wird auch seit Jahrtausenden in der ayurvedischen Medizin und der traditionellen chinesischen Medizin als Entzündungshemmer eingesetzt. Der wichtigste Wirkstoff des mit dem Ingwer verwandten Gelbwurzes (Curcuma longa) ist Curcumin. Dieser sekundäre Pflanzenstoff gehört zu den so genannten Polyphenolen, die auch in der westlichen medizinischen Forschung immer mehr Bedeutung erlangen. Allein zur Wirkung von Curcumin bei Arhtrose findet man über 1100 wissenschaftliche Studien in der Datenbank Pubmed. Im Labor konnten verschiedene Mechanismen entdeckt werden, über die Curcumin entzündungshemmend auf verschiedene Zelltypen, unter anderem Knorpelzellen, wirkt. Dabei greift es zum Teil in dieselben Entzündungsmechanismen ein wie die klassischen entzündungshemmenden Medikamente (NSAID, COX-2-Hemmer). Auch eine für die Knorpelbildung nützliche Steigerung der Kollagen-Typ-II-Bildung durch Curcumin ließ sich im Labor nachweisen.
Eine Studie an Hunden mit Osteoarthrose konnte zeigen, dass die Tiere, denen Curcumin gefüttert wurde, sogar weniger entzündlich aktivierte weiße Blutzellen zeigten als Hunde der Vergleichsgruppe, die mit NSAID behandelt wurden. Auch bei Pferden ließen sich entzündunghemmende und antioxidative Effekte des Kurkuma-Extrakts nachweisen. Die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse bei Haustieren sind also vielversprechend. In der Humanmedizin haben größere Studien bereits schmerzlindernde Effekte Kurkuma-haltiger Nahrungsergänzungen bei Kniearthrose gezeigt. Die Menschen, die ein Kurkuma-Präparat zu sich nahmen, konnten zum Beispiel besser Treppen steigen und hatten weniger Schmerzen beim Gehen. Der Effekt von Kurkuma war vergleichbar gut wie die Schmerz- und Entzündungslinderung durch das häufig verschriebene NSAID-Medikament Ibuprofen.
Allerdings reicht es leider nicht aus, Hunden, Katzen oder Pferden mit Arthrose das Futter mit Kurkuma zu würzen. Der Wirkstoff Curcumin wird nur schlecht ins Blut aufgenommen, sodass große Mengen Kurkuma verzehrt werden müssen oder der Wirkstoff Curcumin auf besondere Weise gelöst werden muss, damit er besser aufgenommen werden kann.
Orale Toleranz durch undenaturiertes Kollagen II (UC II)
"Orale Toleranz" heißt der neueste Trend in der Therapie von Arthrose und Arthritis. Gemeint ist, dass durch orale Gabe einer geringen Menge des Knorpelbaustoffs Kollagen die gelenkzerstörende Immunreaktion verhindert beziehungsweise gedämpft werden kann. Diese ganz neue, vielversprechende Behandlungsmöglichkeit, funktioniert ähnlich der Hyposensibilisierung bei Allergikern. Sie setzt sehr früh im Entstehungsprozess der Gelenkentzündung an, ohne das Immunsystem insgesamt zu dämpfen.
Normalerweise gelangen bei einem Arthroseschub oder nach starken Gelenkbelastungen kollagenhaltige Knorpelbestandteile in die Gelenkflüssigkeit, die von Immunzellen als "fremd" (= Antigen) eingestuft und abgebaut werden, da sie in gesunder Gelenkflüssigkeit nicht vorkommen. Die für den Abbau der Knorpelantigene (sogenannte CDAs = cartilage derived antigens) notwendige Entzündungsreaktion führt jedoch leider auch zur weiteren Schädigung des Gelenkknorpels. Ein sich selbst unterhaltender Entzündungskreislauf kann entstehen.
Gibt man Mensch, Hund oder Pferd spezielles, undenaturiertes Kollagen II (UC II) als Nahrungszusatz, welches den CDA-Knorpelantigenen gleicht, sorgt dies dafür, dass sich das Immunsystem im Laufe einiger Wochen an die Anwesenheit der CDAs gewöhnt und die Entzündungsreaktion herunterfährt. Es lernt, die Knorpelbestandteile zu tolerieren.
Wichtig für die erfolgreiche orale Toleranzbildung ist, dass es sich nicht um irgendein Kollagen handelt, sondern um in einem patentierten, schonenden Verfahren gewonnenes, undenaturiertes Kollagen UC II (auch als glykosyliertes natives Kollagen bekannt). Nur dieses UC II behält seine für die Immunregulation nötigen antigenen Eigenschaften während der Reise durch Magen und Dünndarm.
Die Anwendung von UC II erfordert ebenso etwas Geduld wie bei den klassischen gelenkunterstützenden Wirkstoffen. Allerdings konnten bei Vergleichen mit Wirkstoffen der GAG-Gruppe (wie Glukosamin + Chondroitin) beim Pferd nach drei Monaten deutlich stärkere positive Effekte nachgewiesen werden.
Bei einer wissenschaftlichen Studie an Hunden mit Arthrose zeigten sich nach vier Monaten die maximalen Erfolge bei der Linderung von Schmerz und Lahmheit. Weitere Studien konnten nachweisen, dass UC-II von Hunden sehr gut vertragen wird und dass es die Aktivität der Arthrose-geplagten Vierbeiner innerhalb von drei Monaten deutlich steigern konnte.
Beim Menschen zeigte sich UC-II auch bereits als vielversprechendes Mittel zur Arthrose-Prophylaxe. So konnten zum Beispiel gesunde Menschen, die ab und zu Knieschmerzen hatten, länger Treppen steigen (auf einem Stepper), bevor sie Gelenkschmerzen bekamen, konnten ihre Knie nach der Anstrengung besser bewegen und die beanspruchten Gelenke erholten sich schneller wieder von der Strapaze.
Die durch UC-II erreichte orale Toleranz bleibt allerdings nur bestehen, wenn UC-II dauerhaft in geringen Mengen mit der Nahrung zugeführt wird. In allen Studien kamen die Gelenkschmerzen bei Arthrose-geplagten Hunden, Pferden und Menschen zurück, wenn sie kein UC II mehr bekamen.
Spezialfutter für die Gelenke oder Ergänzungsfuttermittel - Was ist besser?
Medizinische Diätfutter, die speziell für Katzen und Hunde mit Gelenkproblemen entwickelt wurden, haben den Vorteil, dass ihre Zusammensetzung insgesamt optimal abgestimmt ist. Nicht nur die gelenkunterstützenden Nährstoffe sind in der richtigen Menge enthalten, bei einem guten Futter sind auch bestimmte Mineralstoffgehalte, Vitamine und Antioxidanzien höher dosiert. Sie versorgen Ihr Tier also rundum optimal.
Auch für junge, noch wachsende Hunde mit hohem Arthroserisiko (z.B. Hunde der Riesenrassen oder Hunde mit erblichen Gelenkproblemen wie HD und OCD) gibt es spezielle Juniorfutter mit gelenkunterstützenden Nährstoffen, z.B.
Ist ein Futterwechsel auf ein "Gelenkfutter" jedoch nicht möglich, weil das Tier noch weitere Erkrankungen (z.B. Allergien, Diabetes, Nieren- oder Lebererkrankungen) hat oder weil es sehr wählerisch ist, sind Nahrungsergänzungen mit gelenkunterstützenden Nährstoffen eine sehr gute Alternative. Auch die Kombination eines Spezialfutters mit einem gelenkunterstützenden Ergänzungsfutter kann weitere Vorteile bringen - bei Fragen hierzu sprechen Sie uns gern an.
Bewährt haben sich für Hunde und Katzen z.B. Ergänzungsfutter wie Canosan, Caniviton, Cosequin und natürlich Dr. Hölters Pro Agility.