Bauchspeicheldrüse
Pankreasenzyme bei Hund und Katze richtig anwenden
Richtig angewendet, sorgen Enzympräparate bei Hunden und Katzen mit Bauchspeicheldrüsenschwäche (Pankreasinsuffizienz) wieder für eine problemlose Verdauung. Viele Tierbesitzer sind jedoch verunsichert, denn es kursieren widersprüchliche Empfehlungen. Hier verrät Ihnen Tierarzt Dr. Hölter
- Wie Sie Pankreasenzyme richtig dosieren.
- Ob Sie Enzympräparate im Futter einweichen lassen müssen.
- Welche Vorzüge die verschiedenen Enzympräparate haben.
- Woran es liegen kann, wenn die Pankreasenzyme bei Ihrem Hund bzw. Ihrer Katze “nicht wirken”.
Wie oft muss ich meinem Hund bzw. meiner Katze Pankreasenzyme geben?
Antwort: Zu jeder Mahlzeit!
Enzympräparate ersetzen die Verdauungsenzyme, die normalerweise von der Bauchspeicheldrüse gebildet werden. Sie schließen die Futternährstoffe auf, damit der Körper sie aufnehmen und daraus Energie gewinnen kann.
Ohne diese Enzyme kann Ihr Hund oder Ihre Katze die Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate aus dem Futter nicht aufnehmen und sie “rauschen” unverdaut durch den Darm hindurch. Die Folgen sind Gewichtsverlust trotz Heißhunger, Blähungen und stinkender Durchfall, denn die Nährstoffe fehlen dem Stoffwechsel, binden stattdessen Wasser im Darm und werden von Dickdarmbakterien vergoren.
Das bedeutet leider auch, dass Ihr Hund oder Ihre Katze nichts zwischendurch fressen darf. Weder “Futter”, dass sich der Hund beim Spaziergang aus den Hecken klaubt, noch Leckerli oder andere Snacks wie etwa Kauknochen. Für Freigänger-Katzen bedeutet es leider, dass jede selbst gejagte Maus zum Problem werden kann, wenn sie gefressen wird.
Wie viel Pankreasenzyme braucht mein Hund bzw. meine Katze?
Antwort: Das hängt vom Zustand der Bauchspeicheldrüse und vom Futter ab. Anfangs brauchen viele Tiere eine höhere Dosis, später kann man oft weniger Enzyme geben.
- Je weniger Enzyme die Bauchspeicheldrüse Ihres Tieres noch selbst produzieren kann, desto mehr braucht es vom Enzympräparat.
- Je schlechter der Zustand des Dünndarms (durch den chronischen Durchfall) ist, desto mehr Enzyme muss Ihr Tier bekommen.
- Je fettreicher das Futter ist, desto höher müssen Sie die Pankreasenzyme dosieren.
Was heißt das nun für Ihren Hund oder Ihre Katze? Dosieren Sie die Pankreasenzyme anfangs so, wie vom Hersteller angegeben. Bei einer Von-Bis-Dosierungsangabe, starten Sie mit der höheren Dosis.
Normalisiert sich die Verdauung Ihres Tieres mit der vom Hersteller angegebenen Enzymmenge, können Sie nach einigen Wochen versuchen, die Menge etwas zu reduzieren. Je stärker und langwieriger der Durchfall war, desto länger sollten Sie bei der hohen Enzymdosis bleiben, denn die Darmschleimhaut braucht dann mehr Zeit, um sich zu regenerieren und wieder so genannte “Bürstensaumenzyme” zu bilden, die die Pankreasenzyme bei ihrer Arbeit unterstützen. Auch ein guter Vitamin-B12-Blutwert (siehe nächster Abschnitt) ist für die Regeneration des Darms wichtig.
Warum helfen die Pankreasenzyme bei meinem Hund bzw. meiner Katze nicht richtig?
Antwort: Das kann an der Schwere der Bauchspeicheldrüsenschwäche liegen oder an einer nicht optimalen Anwendung der Enzyme.
Normalisiert sich die Verdauung Ihres Hundes oder Ihrer Katze mit der vom Hersteller angegebenen Dosierung nicht, können Sie in Absprache mit Ihrem Tierarzt probieren, diese schrittweise etwas zu erhöhen, bevor Sie enttäuscht zu einem anderen Präparat wechseln. Häufig stellt sich der erhoffte Erfolg aber auch ein, wenn Sie etwas an der Fütterung verändern, zum Beispiel zu einem anderen Futter wechseln oder häufiger kleine Mengen füttern.
Bei manchen Hunden und Katzen ist auch der Darm so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass er besondere Aufmerksamkeit braucht. Ist der Dünndarm mit Bakterien überwuchert, die dort nicht hingehören (small intestinal bacterial overgrowth = SIBO), muss dies vom Tierarzt behandelt werden, damit der Durchfall sich bessern kann. Einen Hinweis auf eine SIBO kann der Folsäurespiegel im Blut Ihres Tieres geben.
Ist der Magen Ihres Tieres übersäuert, wird ein größerer Teil der Enzyme bereits im Magen zerstört. Hier können Magenmedikamente helfen, die Ihr Tierarzt verordnen kann.
Viele Hunde und Katzen mit Pankreasinsuffizienz leiden außerdem unter einem Vitamin-B12-Mangel, der Durchfall und Erbrechen zur Folge haben kann, da die Bauchspeicheldrüse für die Aufnahme dieses Vitamins in das Blut wichtig ist. Der Vitamin-B12-Spiegel sollte unbedingt regelmäßig untersucht werden. Bei einem Mangel muss das Vitamin gespritzt werden.
Wie oft soll ich meinen Hund mit Pankreasinsuffizienz füttern?
Antwort: So oft und so regelmäßig wie möglich.
Häufiger kleine Mengen Futter zu geben, entlastet die Bauchspeicheldrüse. Lässt es sich mit Ihrem Tagesablauf vereinbaren, teilen Sie die Futtermenge zumindest anfangs auf vier oder gar fünf bis sechs kleine Mahlzeiten täglich auf.
Auch wenn Sie ein sehr vielbeschäftigter Hunde- oder Katzenbesitzer sind, können Sie Ihrem Tier drei Futterportionen täglich anbieten, wenn Sie einmal morgens füttern, einmal am Nachmittag oder frühen Abend und einmal spät abends, bevor Sie ins Bett gehen.Viele Hunde mit Bauchspeicheldrüsenschwäche kommen auf lange Sicht auch mit zwei Mahlzeiten am Tag gut zurecht, wenn die akuten Magen-Darm-Probleme erst einmal im Griff sind.
Katzen nehmen von Natur aus gern um die 15 Mal täglich einen kleinen Snack zu sich. Deshalb stellen viele Katzenbesitzer morgens einen Napf mit Trockenfutter hin, an dem sich die Katze den Tag über bedienen kann. Leider ist es bei dieser Art der Fütterung schwierig zu gewährleisten, dass die Katze auch immer Enzyme mit aufnimmt, selbst wenn Sie ein Pulver oder Granulat dazugeben. Im schlechtesten Fall haben Sie nachher das Pulver noch im Napf. Deshalb ist es auch bei Katzen mit Bauchspeicheldrüsenschwäche sinnvoll, mehrere kleine Mahlzeiten frisch zuzubereiten und vielleicht das Trockenfutter ein wenig anzufeuchten (wenn die Samtpfote das mitmacht), damit die Enzympräparate an den Trockenfutterbrocken haften bleiben. Bekommt Ihre Katze Nassfutter, sollten Sie ohnehin jede Mahlzeit frisch anrichten, da es schnell unhygienisch wird, wenn Nassfutter länger im Napf stehen bleibt.
Eine regelmäßige Fütterung hat den Vorteil, dass der Magen-Darm-Trakt Ihres Tieres pünktlich zur Fütterungszeit alle Verdauungssäfte fließen lässt und so optimal arbeiten kann. Das vor allem Hunde in Puncto Fütterung eine sehr zuverlässige innere Uhr haben, wissen alle Hundebesitzer, die schon öfter sanft aber bestimmt von einer sabbernden Hundeschnauze auf dem Knie ans Füttern erinnert wurden.
Muss ich die Pankreasenzyme im Futter einweichen lassen?
Antwort: Nein (aber ...).
Es ist noch nicht lange her, da hat man grundsätzlich empfohlen, die Enzympräparate mit dem Futter zu mischen und einige Stunden einwirken zu lassen, damit das Futter schon im Napf “vorverdaut” wird.
Inzwischen sieht man das jedoch nicht mehr so streng. Sehr zur Freude vieler Hunde, Katzen und ihrer Besitzer, die sich nicht mit dem streng riechenden Aroma der vorverdauten Nahrung anfreunden konnten.
Es hat sich herausgestellt, dass die Enzyme im Dünndarm, ihrem natürlichen Arbeitsplatz, am besten arbeiten. Sie brauchen den alkalischen pH-Wert des Dünndarms, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Es kommt also darauf an, die Enzyme möglichst unbeschadet durch den Magen zu bringen, denn sind sie zu lange der aggressiven Magensäure ausgesetzt, werden sie zerstört. Um dies zu verhindern, arbeiten die Hersteller mit verschiedenen Zubereitungen (siehe nächster Abschnitt).
Und jetzt das Aber: Einige Hunde- und Katzenbesitzer berichten, dass es ihren Tieren besser geht, wenn sie die Enzyme im Napf einwirken lassen. Falls Ihr Tier also nicht gut zurecht kommt, wenn Sie die Enzyme frisch zugeben, ist auch das Einweichen zumindest einen Versuch wert.
Pulver, Tabletten, Kapseln: Welches Enzympräparat soll ich meinem Hund bzw. meiner Katze geben?
Antwort: Pulver oder Granulat lassen sich am besten mit dem Futter vermischen und können dadurch in der ganzen Futterportion wirken. Doch auch Tabletten und Co haben ihre Vorteile.
Pulver lässt sich gut mit dem Futter vermischen, doch bietet es der Magensäure viel Angriffsfläche, sodass unter Umständen ein kleinerer Teil der Enzyme im Dünndarm noch aktiv werden kann. Braucht Ihr Tier ein Futter mit höherem Fettgehalt (siehe Fütterung) oder leidet es unter Magenübersäuerung oder Gastritis, ist ein Pulver unter Umständen nicht optimal.
Ein mikroverkapseltesGranulat lässt sich praktisch ebenso gut im Futter verteilen wie ein Pulver, bietet aber den Vorteil, dass es weniger leicht der Magensäure zum Opfer fällt. Es gelangen also mehr aktive Enzyme in den Dünndarm und können dort arbeiten, sodass Sie in der Regel mit einer niedrigen Dosierung auskommen, was den höheren Preis des in der Herstellung anspruchsvollen Granulats wieder ausgleichen kann. Inzwischen wurden jedoch alle tiermedizinischen Enzymgranulate vom Markt genommen, sodass nur noch humanmedizinische Arzneimittel infrage kommen. Sie können verschrieben werden, wenn tiermedizinische Produkte nicht vertragen werden.
Manche Hunde und Katzen lehnen ihr Futter ab, wenn es mit dem Enzympulver vermischt wurde. Für diese Fälle gibt es Tabletten oder Kapseln, die zur Not auch direkt vor dem Füttern mit einem Leckerbissen untergemogelt werden können. Tabletten und Kapseln sind auf Reisen praktisch und lassen sich, je nach Gewicht Ihres Tieres, sehr einfach dosieren.
Ist Ihr Hund bzw. Ihre Katze zusätzlich zur Pankreasinsuffizienz auch Futterallergiker, gibt es speziell für diesen Fall Enzympulver auf hypoallergener Basis, unser Dr. Hölter DiarDoc Zym oder das Almazyme HA von Almapharm.
Noch Fragen? Dr. Hölter und sein Team helfen Ihnen gern weiter.