Tierarztwissen: Wieso kratzt mein Hund sich ständig?
Tierarztwissen
Tierpflege

Juckreiz

Wieso kratzt mein Hund sich ständig?

Kratzen, Knabbern, Schubbern: Wenn unsere Hunde das Fell juckt, sind sie dankbar für jede Linderung. Der erste Schritt bei hartnäckigem Juckreiz ist: die Ursache herauszufinden.

Erstellt am: 10. April 2013 - Aktualisiert am: 21. Februar 2024 von Dr. Hölter Tierärzteteam
Parson Russel Terrier Hund kratzt sich
Inhaltsverzeichnis

Wie viel Kratzen ist eigentlich normal bei einem Hund?

Jeder Hund kratzt sich mal und jeder Hund knabbert sich mal das Fell. Das gehört zur normalen Körperpflege oder dient dazu, sozialen Stress abzureagieren. Weiß ein Hund beispielsweise einmal nicht genau, wie er sich in einer bestimmten Situation verhalten soll, setzt er sich einfach kurz hin und kratzt sich. Gelegentliches Kratzen ist überhaupt kein Anlass zur Sorge, doch was ist "gelegentlich"?

Die Grenze zwischem "normalem" Kratzen und "krankhaftem" Kratzen ist fließend. Man kann also nicht sagen, "wenn der Hund sich täglich einmal kratzt ist das normal, zweimal kratzen ist krankhaft". Generell gilt aber: Geht der Hund beim Kratzen und Knabbern so weit, dass er kahle oder gar blutige Stellen entwickelt, ist das nicht normal sondern ein Anlass, zum Tierarzt zu gehen.

Wenn Sie meinen, dass Ihr Hund sich sehr häufig kratzt, zählen Sie tatsächlich einmal mit, wie oft er es tut und beobachten Sie, in welchen Situationen und an welchen Stellen er sich kratzt. Das kann wichtige Hinweise auf die Ursache des Kratzens geben.

Kratzt sich Ihr Hund immer dann, wenn er Ruhe hat und hört damit auf, sobald er abgelenkt wird, spricht das für echten Juckreiz. Je stärker der Juckreiz ist, desto schlechter lässt er sich davon ablenken.

Kratzt der Hund sich dagegen plötzlich, wenn Sie gerade etwas von ihm möchten oder wenn andere Hunde um ihn herumwuseln, deutet es eher auf eine "Übersprungshandlung" zum Stressabbau hin. 

Tipp: Kratzen Sie Ihren Hund mit einem Gegenstand (aus Hygienegründen nicht mit der Hand bzw. den Fingernägeln). Macht er daraufhin Kratzbewegungen mit den Hinterbeinen, spricht das für gesteigerten Juckreiz.

Bei akutem, lokalem Juckreiz bringen kühlende, feuchtigkeitsspendende Hautpflegeprodukte schnelle Linderung. Bewährte Produkte für die Hunde-Hausapotheke sind zum Beispiel:

Was sind häufige Ursachen für Juckreiz bei Hunden?

Wird die Haut durch irgendetwas irritiert, reagiert sie eigentlich immer gleich: mit Juckreiz, Brennen und/oder einer Entzündung. Juckreiz ist dementsprechend ein Symptom, das sehr viele Ursachen haben kann. 

Je eher Sie Ihren Tierarzt der Juckreizursache auf den Grund gehen lassen, desto besser stehen Ihre Chancen, den Spuk zu beenden, denn wird das Hautjucken erst einmal chronisch, wird auch die Behandlung meist langwieriger.

Mögliche Ursachen für Juckreiz bei Hunden sind zum Beispiel:

  • Flöhe
  • Milben: zum Beispiel Herbstgrasmilben (Neotrombicula autumnalis), Räudemilben (Sarcoptes scabiei), Haarbalgmilben (Demodex canis) oder Ohrmilben (Otodectes cynotis)
  • Insektenstiche
  • Pilzinfektionen
  • Ohrenentzündungen
  • trockene, schuppige oder entzündete Haut aufgrund anderer Hauterkrankungen
  • prallvolle oder entzündete Analbeuteldrüsen
  • Allergien gegen Umweltallergene wie z.B. Hausstaubmilben
  • Futtermittelallergien
  • Flohspeichelallergie
  • Kontaktallergien

Einen starken Flohbefall können Sie selbst feststellen. Entweder Sie sehen einen Floh, oder Sie finden Flohkot, indem Sie Ihren Hund mit einem feinen Kamm kämmen. Wenn Sie den feinkrümeligen schwarzbraunen Flohkot auf ein weißes Taschentuch legen und anfeuchten, löst er sich auf und Sie sehen einen "Blutfleck".

Hinweise auf eine Hauterkrankung, die dem Juckreiz zugrundeliegt, sind zum Beispiel gerötete Hautstellen, Ausschlag (Ekzem), Pickel, Schuppenbildung oder Haarausfall. Die genauere Suche nach der Juckreizursache sollten Sie einem erfahrenen Tierarzt überlassen. Er kann zum Beispiel anhand von "Abklatschpräparaten" oder auch Gewebeproben (Biopsien) feststellen, welche Bakterien, Pilze oder Milben auf der Haut ihr Unwesen treiben und mithilfe von Allergietests herausfinden, was den Juckreiz auslöst. Manchmal kann es mühsam sein, den Auslöser des Juckens zu finden, da immer wieder Proben genommen werden müssen, bis der Übeltäter gefunden ist, doch es lohnt sich, dran zu bleiben!

Wie lässt sich der Juckreiz bei meinem Hund lindern?

Am besten ist es natürlich, wenn Sie die Ursache abstellen können. Bei infektiös bedingtem Juckreiz lässt sich das Problem in der Regel recht schnell lösen, indem man die Flöhe, Milben, Hautpilze oder sonstiges mit Medikamenten bekämpft.

Schwieriger wird es, den Juckreiz loszuwerden, wenn eine Allergie die Ursache ist, denn da bleibt Ihnen häufig nur, das Symptom Juckreiz zu behandeln, während Sie die eigentliche Ursache nicht abstellen können.

Tipp: Infos zur optimalen Hautpflege und Ernährung von Allergikern finden Sie in unserem Beitrag "Chronischer Juckreiz: Haupflege für Hunde und Katzen mit Allergien".

Können Sie also die Juckreizursache nicht abstellen, bleiben folgende Möglichkeiten, den Juckreiz zu lindern:

  • lokale Behandlung der Haut mit unterstützenden Hautpflegemitteln (Shampoo, Lotion, Spot On) (wie z.B. die speziell hierfür entwickelte Dr. Hölter Jolostrum Lotion)
  • unterstützen der Hautheilung mithlife von Nahrungszusätzen, z.B: entzündungslindernden essenziellen Fettsäuren (z.B. Viacutan) oder immunmodulierenden Ergänzungen wie Dr. Hölter SkinDoc (mit PEA, Kurkuma und Granatapfel) oder Dr. Hölter Jolostrum (mit Kolostrum)
  • systemische Behandlung mit vom Tierarzt verschriebenen Medikamenten (z.B. Kortison)
  • lokale Behandlung der Haut mit vom Tierarzt verschriebenen Medikamenten
  • konsequentes Ignorieren des Kratzens (siehe letzter Abschnitt)

Da Juckreiz durch viele zusammenwirkende Faktoren verstärkt wird, haben auch unterstützende Maßnahmen wie die richtige Hautpflege und eine optimale Ernährung oft eine erstaunliche Wirkung. Sie können helfen, den Hautzustand so zu verbessern, dass die persönliche "Juckreizschwelle" Ihres Hundes unterschritten wird und die Kratzerei aufhört.

empfehlenswerte Spezialfutter für Hunde mit Juckreiz sind zum Beispiel:

Häufige Ohrenentzündungen und chronisch entzündete Analbeuteldrüsen können rassebedingt sein (z.B. bei Hunderassen mit Schlappohren und langem Fell, bei denen der Gehörgang schlecht belüftet wird), oder auch mit Allergien in Verbindung stehen. Ebenso sind bei Allergikern häufiger Hefepilzinfektionen (z.B. an Lefzen und Pfoten) zu beobachten.   

Tipp: Flöhe ein für alle Mal loswerden

Wichtig ist, dass nicht nur der von Flöhen befallene Hund behandelt wird, sondern auch andere Tiere und vor allem die Umgebung, da sich die meisten Flöhe und ihr Flohnachwuchs in Hundedecken, Hundebetten und Co aufhalten. Je eher Sie der Flohplage zuleibe rücken, desto einfacher ist es deshalb, sie zu beenden.

Eine regelmäßige Flohprophylaxe schützt Ihren Hund recht zuverlässig. Leidet Ihr Hund an einer Flohallergie, reagiert also auf den Flohspeichel mit einer allergischen Hautreaktion (z.B. als Hot Spot zu sehen), sollten Sie darauf achten, dass das verwendete Mittel Flöhe schnell abtötet, damit sie keine Chance haben, Ihren Hund häufiger zu beißen.

Weshalb nimmt Juckreiz mit der Zeit zu?

Chronischer Juckreiz, zum Beispiel durch eine Allergie bedingter Juckreiz, wird häufig immer schlimmer. Einerseits wird die Allergie selbst oft stärker, andererseits verselbständigt sich der Juckreiz mit der Zeit.

Alle Empfindungen, die ein Tier oder ein Mensch über die Haut wahrnimmt — z.B. Druck, Wärme, Kälte oder Schmerz — werden über dieselben Nerven ins Gehirn geleitet wie das Signal "es juckt!". Bei langandauerndem Juckreiz reagieren Hunde deshalb immer schneller und bei immer mehr Gelegenheiten mit Juckreiz. Vielleicht kennen Sie das auch: Wenn Sie eine juckende Hautstelle haben und sich unter die Dusche stellen, können allein die Wärme und der mechanische Druck der Tropfen auf der Haut den Juckreiz ins Unerträgliche steigern, ganz zu schweigen von dem Trockenheitsgefühl nach dem Duschen ...

Je mehr der Hund durch sein Kratzen, Knabbern oder Scheuern die Haut traumatisiert, desto hartnäckiger wird leider auch das Jucken, denn die Haut entzündet sich und die Entzündung fördert wiederum den Juckreiz.

Bei der Wahrnehmung von Juckreiz spielt außerdem die Psyche eine entscheidende Rolle. Langeweile verstärkt das Jucken ebenso wie Stress, zum Beispiel aufgrund von Trennungsängsten. Um solche psychischen Juckreizverstärker zu minimieren, müssen Sie für Abwechslung sorgen, gegebenenfalls herausfinden, was Ihren Hund stresst und die Stressursache abstellen oder mithilfe einer Verhaltenstherapie den Stress in bestimmten Situationen reduzieren.

Herrchen und Frauchen selbst tragen durch ihr Verhalten sehr häufig dazu bei, das Kratzen und Scheuern bei ihrem Hund immer mehr zu verstärken, denn immer wenn sie sehen oder hören, dass ihr Vierbeiner sich juckt, schenken sie ihm ihre Aufmerksamkeit. Entweder erntet der Hund ein mitleidiges "Ach du armer!" oder ein genervtes "Hör endlich auf mit der Kratzerei!". Für den Hund ist jedoch jede Form von Aufmerksamkeit, die wir ihm schenken, ein positive Bestärkung und er wird sich folglich noch öfter kratzen. So entwickelt sich in vielen Haushalten ein alltägliches Ritual aus Kratzen, Besitzerreaktion und noch mehr Kratzen.

Versuchen Sie, nicht auf das Kratzen Ihres Hundes zu reagieren! Wenn Sie es nicht mehr aushalten können, lenken Sie sich irgendwie ab oder verlassen Sie den Raum. Jede Reaktion von Ihnen macht es leider nur noch schlimmer.

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