Darmsanierung
Darmflora beim Hund aufbauen: Wann und Wie?

Ein ausgewogenes Darmmikrobiom ist die Grundlage für eine gesunde Verdauung und das allgemeine Wohlbefinden Ihres Hundes. Es hilft, Nährstoffe optimal zu verwerten und trägt dazu bei, dass sich Ihr Hund rundum wohlfühlt. Doch wann ist es sinnvoll, die Darmflora gezielt zu unterstützen – und wie geht man dabei am besten vor?
Wann braucht die Darmflora Ihres Hundes besondere Aufmerksamkeit?
Das natürliche Gleichgewicht der Darmflora kann durch verschiedene Einflüsse aus dem Takt geraten – zum Beispiel durch:
- besondere körperliche oder emotionale Belastung
- Veränderungen im Futter oder bei der Fütterungsroutine
- Magen-Darm-Infekte oder eine Behandlung mit bestimmten Medikamenten (z. B. Antibiotika)
- Stresssituationen, z.B. Reisen oder anspruchsvolles Training
- im höheren Alter, wenn die Vielfalt der Darmflora abnimmt und der darm träger wird, was sich in einer veränderten Verdauung zeigen kann
In solchen Zeiten kann es hilfreich sein, die Darmflora gezielt zu unterstützen, um das Gleichgewicht im Verdauungssystem zu stabilisieren.
Warum ist eine gesunde Darmflora so wichtig für Ihren Hund?
Eine gesunde Darmflora braucht Ihr Hund für eine gute, geregelte Verdauung. Sie hat aber auch großen Einfluss auf das Immunsystem, denn die Darmoberfläche ist die größte Kontaktfläche zur Umwelt. Forscher konnten nachweisen, dass die Darmflora Ihres Hundes beeinflusst,
- wie gut oder schlecht er sein Futter verdaut bzw. verwertet, also seine Nährstoffversorgung
- wie stark sein Stoffwechsel, vor allem seine Leber täglich gefordert wird, z.B. unterstützt eine gesunde Darmflora die Ausscheidung von "Abfallprodukten" aus dem Eiweißstoffwchsel
- ob das Immunsystem im Gleichgewicht ist
- ob er schnell Gewicht zulegt, oder leicht schlank bleibt
- wie gut Ihr Hund mit Stress umgehen kann
Humanmedizinische Forschungen gehen sogar noch viel weiter. So gilt heute als erwiesen, dass die Darmflora als Teil des neu entdeckten "Darmhirns" über die Darm-Hirn-Achse Signale an das Hirn im Kopf gibt (von dem wir immer dachten, es sei das Einzige). Laut Studien beeinflusst der Zustand der Darmflora das Risiko, an Diabetes, Herzinfarkt, Allergien und Alzheimer zu erkranken. Ihre Darmbakterien reden demnach ein Wörtchen mit, wenn es darum geht, in welcher Stimmung Sie sind, ob Sie im Alter vergesslich werden, unter Heuschnupfen leiden, schnell dick werden oder zuckerkrank.
Es gibt wenig Gründe zu denken, dass die Darmbakterien Ihres Hundes ihn weniger stark beeinflussen. Immerhin konnte eine 2018 veröffentlichte Studie zeigen, dass sich die Darm-Mikrobiome von Hund und Mensch viel stärker ähneln als bisher angenommen und dass sie auf Ernährungsveränderungen ebenfalls sehr ähnlich reagieren (Coelho 2018, ausgewählte Literaturquellen siehe Textende).
Wie funktioniert die Darmsanierung bei Hunden?
Um die Darmflora Ihres Hundes zu unterstützen, können Sie Probiotika, Präbiotika und Postbiotika zum Futter geben. Eine Futterumstellung kann in manchen Fällen ebenfalls notwendig sein. Welches Futter eine gesunde Darmflora unterstützt, lesen Sie weiter unten in diesem Beitrag. Je nach Hund kann die Fütterung der Prä- und Probiotika für ein bis zwei Wochen oder auch für mehrere Monate sinnvoll sein.
Was sind Probiotika, Präbiotika und Postbiotika?
Unter Probiotika (Einzahl: Probiotikum) versteht man Mikroorganismen (meist Bakterien, manchmal auch Hefen), die "einen positiven Einfluss auf die Gesundheit des Wirtes" haben. Sprich die "guten Darmbakterien". Probiotikum ist lateinisch und bedeutet übersetzt "für das Leben" ... des Wirtes, also in diesem Fall Ihres Hundes. Für Hunde zugelassene Probiotika sind z.B. Enterococcus faecium Stämme und ein Lactobacillus acidohiphilus Stamm. Seit einigen Jahren ist auch der sporenbildende Bakterienstamm Bacillus velezensis (früher subtilis genannt) für Hunde zugelassen, mit dem es schon langjährige positive Erfahrungen als Probiotikum für andere Tierarten gibt. Er ist durch seine natürliche Sporenkapsel besonders widerstandsfähig und lange haltbar.
Postbiotika sind Mikroben, zum Beispiel Milchsäurebakterien und Hefen, die nicht mehr vermehrungsfähig sind, aber dennoch positive Effekte auf das Darmmilieu entfalten können. Beispielsweise, indem sie sich an die Darmwand heften und bestimmte Immunzellen aktivieren oder indem sie unerwünschte Keime verklumpen und deren Ausscheidung fördern. Auch die Stoffwechselprodukte probiotischer Mikroben werden zu den Postbiotika gezählt, z.B. kurzkettige Fettsäuren wie Milchsäure (Laktat), Buttersäure (Butyrat) oder Esigsäure (Acetat), die Darmwandzellen als Energiequelle dienen und für eine gesunden pH-Wert im Darm sorgen können, der für das Überleben nützlicher Bakterien günstig ist.
Präbiotika (Einzahl: Präbiotikum) sind die Nahrung, die Probiotika zum Wachsen brauchen. Es sind bestimmte Ballaststoffe, die ein Säugetier alleine nicht verdauen kann, die aber von den Darmbakterien verstoffwechselt werden und ihnen Energie liefern. Dadurch wird das Wachstum erwünschter Darmbakterien angeregt und wiederum die Gesundheit des Wirts verbessert. Bekannte Beispiele für Präbiotika sind Fructo-Oligosaccharide (FOS) und Mannan-Oligosaccharide (MOS), Inulin, Pektin etc..
Wenn Sie Ihrem Hund ein Probiotikum geben, dieses im Dickdarm aber auf sehr ungünstige Wachstumsbedingungen trifft und nicht genügend Nahrung findet, wird es die Darmflora nicht nachhaltig verändern können. Deshalb werden Probiotika oft mit Präbiotika kombiniert gefüttert. Diese Kombination aus Pro- und Präbiotikum nennt man dann Synbiotikum.
Was ist das Mikrobiom bzw. die Mikrobiota?
Als Mikrobiom oder Mikrobiota bezeichnet man Lebensgemeinschaften von Mikroorganismen. Während der Begriff Mikrobiota beschreibt, welche verschiedenen Mikroorganismen in einer Gemeinschaft leben, umfasst der Begriff Mikrobiom zusätzlich die Stoffwechselaktivität dieser Mikroorganismen und ihre Umgebung. Es gibt zum Beispiel das als Darmflora bekannte intestinale Mikrobiom, das Hautmikrobiom, ein Mikrobiom des Mund-Rachen-Raums und so weiter. Diese auch als Normalflora oder kommensale Flora bekannten Mikrobiome bestehen zum größten Teil aus Bakterien und sind für das Überleben vielzelliger Lebewesen wie Hund und Mensch unverzichtbar.
Wie lange soll ich meinem Hund Probiotika und Präbiotika füttern?
Wie lange Sie ein Probiotikum füttern sollten, ist individuell verschieden. Bei kurzfristigen Belastungen können zwei bis drei Wochen schon ausreichend sein.Hat Ihr Hund schon länger eine sensible Verdauung mit wechselnder Kotkonsistenz, empfehlen wir die Fütterung über mindestens vier Wochen. Bei manchen Hunden kann die Fütterung eines Probiotikums, in Absprache mit Ihrer behandelnden Tierärztin bzw. Ihrem Tierarzt, auch über mehrere Monate oder langfristig sinnvoll sein.
Wir kombinieren ein Probiotikum in der Regel mit Präbiotika, um die Vermehrung der probiotischen Bakterien zu unterstützen. Präbiotische Ballaststoffe sollten in jedem Hundefutter enthalten sein, um die Darmflora langfristig stabil und gesund zu erhalten. Bei Verdauungsproblemen kann jedoch eine zusätzliche Fütterung eines präbiotischen Ergänzungsfutters hilfreich sein.
Was kann ich noch tun, um die Darmflora meines Hundes zu stärken?
Gelbildende Pflanzenfasern sind eine prima Möglichkeit, bei Durchfall schnell die Kotkonsistenz zu verbessern, weil sie viel Wasser binden und quellen. Gleichzeitig können sie die schützende Schleimschicht der Darmschleimhaut stärken. Wir nutzen am liebsten Flohsamenschalen, die gleichzeitig auch noch einen leichten präbiotischen Effekt haben, aber weniger schnell durch die Bakterien abgebaut werden als z.B. das ebenfalls gelbildende Pektin. Das macht sie unserer Erfahrung nach auch für sensible Hunde gut verträglich.
Eine besonders große Bedeutung für die Darmflora hat natürlich auch das Futter und hier besonders die Verdaulichkeit.
Welchen Einfluss hat das Futter auf die Darmflora meines Hundes?
Was Sie in den Futternapf tun und was Ihr Hund sich vielleicht selbständig noch an Nahrung organisiert (Fallobst von der Wiese, Schulbrote aus Nachbars Hecke ...) hat einen großen Einfluss auf das Darmmikrobiom. Die Wechselwirkungen zwischen Futter, Gesundheit des Hundes und Mikrobiom sind sehr komplex, hochspannend und bei Weitem noch nicht komplett erforscht. Aber natürlich gibt es einige Empfehlungen, die Sie kennen sollten:
Achten Sie auf eine gute Verdaulichkeit des Hundefutters
Mit guter Verdaulichkeit ist gemeint, dass ein möglichst großer Teil der Futter-Eiweiße, Kohlenhydrate und Fette bereits im Dünndarm vollständig verdaut und aufgenommen werden sollte. Leider ist die Verdaulichkeit der Inhaltsstoffe in der Regel nicht auf der Futterpackung angegeben. Und selbst eine ausführliche Zutatenliste gibt Ihnen nur Hinweise. Ein Beispiel: Wie zart oder zäh ein Steak ist, merken Sie oft erst beim Kauen. Es hängt von der Zubereitung ab und von der Fleischqualität (sehnig oder nicht). Besteht der Verdacht auf eine Störung der Darmflora lohnt es sich aber oft, sich Gedanken über die Qualität der Futterzutaten zu machen.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann zu einer tierärztlichen Magen-Darm-Diät wie Royal Canin Gastro Intestinal oder Hill´s i/d greifen. Diese Spezialfutter für Hunde mit Verdauungsproblemen haben eine garantiert hohe Verdaulichkeit.
Vermeiden Sie Extreme
Sowohl ein sehr hoher Kohlenhydratanteil als auch ein sehr hoher Eiweißanteil im Futter bevorzugen einseitig bestimmte Bakterien. Die Darmflora wird weniger "Multikulti" und dadurch weniger stabil. Soll heißen: Ihr Hund wird anfälliger für Verschiebungen der Darmflora und kann schon bei kleinen Veränderungen der Fütterung sensibel reagieren.
Ein sehr hoher Eiweißanteil im Futter fördert zum Beispiel das Wachstum eiweißspaltender Bakterien im Dickdarm, wie etwa Clostridien, die zur normalen Darmflora des Hundes gehören, sich jedoch nicht übermäßig ermehren sollten. Wenn solche Bakterien Eiweiß verstoffwechseln, entstehen übelriechende Darmgase.
Bekommt Ihr Hund Blähungen oder Durchfall, wenn Sie ihm einen Kauknochen aus Rinderhaut, Ochzenziemer oder Schweineohren geben? Dann ist schwer verdauliches Eiweiß (Bindegewebe aus Haut, Sehnen, Knorpel ...) in den Dickdarm gelangt und dort vergoren worden. Kurzfristig ist das kein großes Problem, so lange Ihr Hund sich draußen auspupsen kann und das nicht unter Ihrem Esstisch tun muss. Langfristig verändert eine Fütterung mit viel schwer verdaulichem Eiweiß die Darmflora und belastet Leber und Nieren mit Abbauprodukten aus dem Eiweißstoffwechsel (Ammoniakverbindungen).
Vermeiden Sie Übergewicht
Die Darmflora übergewichtiger Hunde ist ebenfalls weniger stabil. Sie reagiert auf Veränderungen der Fütterung sensibler als die normalgewichtiger Hunde. Achten Sie also darauf, dass sich nur so viele Kalorien im Futternapf befinden, wie Ihr Hund auch wirklich braucht. Eine ballaststoffreiche Fütterung wirkt Übergewicht entgegen und fördert gleichzeitig eine gesunde Darmflora.











