Erstmilch
Colostrum: Macht kleine Hunde und Katzen groß und stark
Was ist Colostrum?
Vormilch, Erstmilch, Biestmilch, Kolostrum oder (lateinisch) Colostrum sind gängige Bezeichnungen für die Milch, die um den Geburtszeitpunkt herum vom Muttertier gebildet wird und die jedes Säugetier natürlicherweise als erste Nahrung bekommt. Das am ersten Lebenstag zur Verfügung stehende, wertvollste Colostrum unterschiedet sich erheblich von der späteren, so genannten reifen Muttermilch. Während der ersten drei bis fünf Tage verändert sich die Zusammensetzung von Colostrum langsam bis zur reifen Milch.
Was macht Colostrum so wertvoll?
Milch macht müde Männer munter - doch Colostrum kann noch viel mehr als normale Milch. Colostrum liefert Neugeborenen:
1. Abwehrkraft
Die geballte Abwehrkraft ihrer Mutter wird mit dem Colostrum auf die Welpen übertragen, denn neugeborene Katzen und Hunde kommen mit einem unreifen Immunsystem auf die Welt, das sie noch nicht schützen kann. Sie erhalten erst mit dem Kolostrum ihrer Mutter ausreichend Abwehrstoffe gegen Krankheitserreger in ihrer Umgebung, den sogenannten Nestschutz. Die mütterlichen Antikörper, auch als Immunglobuline bekannt, schützen die Kleinen während der ersten Wochen gegen die meisten Krankheitserreger in ihrer Umgebung. Nur besonders aggressive Erreger wie etwa Parvoviren können ihnen noch gefährlich werden.
“Mit der Geburt muss der Welpe nicht allein seine Atmung und Ernährung umstellen sowie seinen Wärmehaushalt regulieren, sondern - da er von einer sterilen in eine keimreiche Umwelt wechselt - sich auch mit der Keimflora seiner Umwelt auseinandersetzen. (...) Nach der Geburt wird das empfindliche Neugeborene daher durch vorgefertigte Antikörper der Muttertiere geschützt.” (Prof. Dr. Jürgen Zentek in “Ernährung des Hundes”, 6. Aufl. 2010)
2. Energie
3. Tatkraft
- Ihr Immunsystem muss reifen, um nach zwei Monaten, wenn die mütterlichen Antikörper nicht mehr wirken, selbst Krankheiten abwehren zu können.
- Ihr Verdauungstrakt muss noch wachsen und sich auf die Aufnahme fester Nahrung vorbereiten.
- Ihre Knochen und Muskeln müssen groß und stark werden.
- Ihr Gehirn muss reifen, denn es gibt unglaublich viel zu lernen.
Colostrum enthält einen wahren Cocktail bioaktiver Substanzen, die neugeborenen Katzen und Hunden den entscheidenden Kick geben, um diese verschiedenen Aufgaben zu bewältigen.
Bioaktive Substanzen sind Stoffe, die zwar nicht - wie die Nährstoffe - der Energiegewinnung dienen, aber eine gesundheitsfördernde Wirkung besitzen.
Zu den bioaktiven Substanzen in Colostrum gehören unter anderem:
- Wachstumsfaktoren(z.B. TGF-beta, EGF und IGF-1), die das Immunsystem in Fahrt bringen und den Verdauungstrakt sowie andere Gewebe reifen lassen
- immunregulierende Substanzen helfen ebenfalls, das Immunsystem anzukurbeln (z.B. Interleukin und prolinreiche Peptide)
- antibakterielle und antivirale Substanzen (z.B. Laktoferrin, Transferrin, Lysozym und Laktoperoxidase), die Krankheitserreger unschädlich machen, bevor sie sich ansiedeln oder vermehren können.
- Hormone (wie Endorphine, Insulin, Prolaktin, Thyroxin und viele andere mehr), die praktisch jedes Organsystem der Neugeborenen aktivieren.
- Für die Gehirnreifung wichtige Fettsäuren, vor allem DHA (Docosahexaensäure).
- Die Entwicklung einer gesunden Darmflora fördernde Oligosaccharide.
- L-Carnitin, das die Energiegewinnung in den Körperzellen optimiert.
- Antioxidanzien, die aggressive Sauerstoffverbindungen neutralisieren.
Colostrum nur für Neugeborene?
Stellt die Natur so einen wertvollen Trank für Neugeborene zur Verfügung, ist es nur logisch, dass Menschen ihn auch für andere Lebenssituationen nutzen wollen. Schon seit Menschengedenken wurde Kolostrum in der Hoffnung auf Heilung der verschiedensten Gebrechen verwendet. Manche Wirkungen waren offensichtlich - beispielsweise das Muttermilch gerötete Babyhaut beruhigt - andere ließen sich erst Jahrhunderte später mit wissenschaftlichen Methoden bestätigen und erklären. Manche behaupteten Wirkungen entpuppten sich denn allerdings auch als Aberglaube.
Immerhin konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass viele der bioaktiven Substanzen im Colostrum und auch die Immunglobuline die Reise durch den Magen auch bei erwachsenen Tieren und Menschen überstehen. So genannte Glykoproteine (Alpha-2-Glykoprotein) und Trypsin-Inhibitoren im Kolostrum schützen sie vor den zerstörerischen Magenenzymen, den Proteasen.
Der Darm von Neugeborenen ist für Immunglobuline, Wachstumsfaktoren und andere Substanzen noch durchlässig, sodass sie ihre Wirkung im Organismus entfalten können. Bei gesunden Erwachsenen ist die Darmschranke zwar geschlossen, doch konnten trotzdem positive Effekte auf die Darmgesundheit und die Allgemeingesundheit nachgewiesen werden. So konnten verschiedene humanmedizinische Studien eine Stärkung der Abwehrkraft feststellen und Leistungssteigerungen bei Sportlern messen.
Und wie ist es mit Colostrum für erwachsene Tiere?
Im Vergleich zur Humanmedizin ist die Forschung zur Kolostrumanwendung bei erwachsenen Tieren noch am Anfang. Immerhin konnte eine im British Journal of Nutrition erschienene wissenschaftliche Untersuchung bestätigen, dass Colostrum die Abwehrkräfte auch bei gesunden Hunden stärken kann.
Die Wissenschaftler begannen zeitgleich mit einer Staupe-Impfung, gesunden Hunden Rinderkolostrum als Ergänzung zum Hundefutter zu verabreichen. Die Hunde zeigten gegenüber der Vergleichsgruppe höhere Antikörperwerte im Blut als Reaktion auf die Impfung und höhere Immunglobulin-A-Werte im Kot (wichtig für die lokale Abwehr des Darms) sowie eine stabilere und vielfältigere Darmflora. Sie waren also effektiver gegen Staupe geschützt.
Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist es sehr wahrscheinlich, dass auch andere, beim Menschen und bei Labortieren beobachtete, gesundheitsfördernde Effekte von Kolostrum bei Hund und Katze auftreten. Man darf gespannt sein, welche Ergebnisse die Forscher in den nächsten Jahren präsentieren. Die Anfänge der tiermedizinischen Kolostrum-Forschung sind aus unserer Sicht zumindest sehr viel versprechend und eigene Erfahrungen bestätigen, dass Colostrum eine sehr wertvolle ernährungsphysiologische Unterstützung sein kann.
Wir empfehlen die Fütterung von Kolostrum in unserer Praxis beispielsweise beispielweise begleitend in stressigen Lebensphasen, bei Impfungen und Entwurmungen oder nach Antibiotikabehandlungen.
Da Colostrum auch in hautpflegenden Kosmetika für Menschen gerne eingesetzt wird, lag die Idee nahe, ein Colostrum-Hautprodukt für Tiere zu entwickeln. Daraus entstand Dr. Hölter Jolostrum Lotion. Sie enthält neben Colostrum auch pflegende, reizlindernde, die Hautbarriere stärkende Inhaltsstoffe, die sich seit langem in der medizinischen Kosmetik bewährt haben, wie Panthenol, Sanddornöl und Hyaluronsäure.
Dr. Hölter und sein Team wünschen gute Gesundheit!